Um eine Vision für Vohwinkel soll es gehen. Eine Vision, wie es Vohwinkel einmal besser gehen könnte. Und das Hauptproblem wird festgestellt in dem Lärm und Verkehr, der die Kaiserstraße überflutet. Deshalb sollen die Vohwinkler Straße und die Kaiserstraße zwischen den Schwebebahnhöfen Vohwinkel und Bruch für den Autoverkehr gesperrt und zur Fußgängerzone werden.
So die veröffentlichten Pläne der vision-vohwinkel. Allerdings gibt es kein Wort dazu, weshalb auf eine zur Fußgängerzone verwandelten Kaiserstraße auf einmal mehr Menschen als heute kommen sollten. Wieso sollten sich neue Geschäfte oder Cafes oder Restaurants ansiedeln? Nur wegen der himmlischen Ruhe unter der Schwebebahn? Wegen der fehlenden nahen Autoparkplätze werden eher weniger Menschen nach Vohwinkel fahren und noch mehr Geschäfte werden Umsatz verlieren und schließen müssen. Woher soll da mehr Attraktivität kommen? Im Sommer mag es einige Cafe- oder Eissalonplätze draußen geben, aber kann das eine 1000 m lange Fußgängerzone beleben? Die Parkplätze von aldi und Kaufland sind zeitlich streng begrenzt, ein Kaffee draußen oder der Besuch eines anderen Geschäftes ist da nicht mehr drin.
Bühnen, Blumenkübel, Bänke, Kunstwerke, durchgehender Asphalt – reicht das wirklich an Ideen, um Vohwinkel attraktiv zu machen?
In der Ausstellung von vision-vohwinkel in der Sparkasse gibt es zur Attraktivitätssteigerung der Kaiserstraße keine Ideen. Aber man hat riesige Plakate erfolgreich umgewandelter Verkehrsstraßen zu Fußgängerzonen gezeigt: Z.B. die Sendlinger Straße in München. Doch taugt das als Vorbild für Vohwinkel? Darf man eine teure Einkaufsstraße im Zentrum der reichsten deutschen Stadt München mit hochpreisigen Geschäften, wie Breuninger, als Vorbild nehmen für eine Straße in einem Vorort einer der ärmsten deutschen Städte? Vision hin und her: Werden hier irgendwann die Spielerfrauen des Vohwinkler Sportvereins FSV in ihren Ferraris und Lamborghinis zum Schoppen in die Kaiserstraße kommen wie die Spielerfrauen von Bayern München in die Sendlinger Straße?
Irgendwie stimmt das alles nicht. Irgendwie ist das keine Vision für Vohwinkel, die Vohwinkel nützt oder zu einer besseren Innenstadt verhilft. Da gab es bei der Ausstellung sogar noch einen absurden Vorschlag. Man könne einen Teil des Verkehrs doch parallel zur Kaiserstraße nördlich durch das Dichterviertel, über die Fortsetzung der Nordbahntrasse, über den Park-und-ride-Parkplatz am Bahnhof und über den Akzentaparkplatz leiten, damit die Autos dann um akzenta herum über die zu ertüchtigende und neu zu bauende Anliegerstraße zwischen der Siedlung Stationsgarten und der Bahn bis hinter die lange Brücke auf die Vohwinkler Straße fahren können. Ich glaube, da hat jemand die Verkehrswende wohl komplett missverstanden: Totale Beruhigung einer Bundesstraße auf Kosten des lauten Verkehrslärms in den umliegenden Anwohnerstraßen???
Wozu das Ganze? Meine Vermutung. Es geht gar nicht um eine gute Zukunft für Vohwinkel! Es geht nur um die Bundesgartenschau: Dafür braucht man 2031 eine große Fläche für Bühnen, zur Erholung der Besucher, zum Essen und Trinken wie einen großen Biergarten mit Imbißangeboten aus aller Welt. Wo soll man sonst die Besucher beköstigen, wenn Vohwinkel nur ein einziges Cafe und ein Bäckereicafe besitzt? Wo sollen die Besucher sonst den Tag bei einem Glas Bier ausklingen lassen, wenn die Bundesgartenschau geschlossen hat? Ich denke: Die Fußgängerzone Kaiserstraße zwischen den beiden Schwebebahnstationen ist keine Vision für eine gute Zukunft Vohwinkels, sie wird aber dringend für die Bundesgartenschau benötigt. Und das könnten wohl die Bewohner Vohwinkels leichter schlucken, wenn es eine Zukunftsperspektive für den Stadtteil wäre.
Verlierer dieses Plans ist Vohwinkel, denn in den Jahren vor und nach 2031 wird die Kaiserstraße dahindämmern wie ein verlassener Kirmesplatz, autofrei und ohne Besucher. Vohwinkel wird zum Nutzen der BUGA totgeplant. Vision-Vohwinkel ist eine Vision des Sterbens eines heute noch recht lebendigen Stadtteils.
Manfred Alberti
(veröffentlicht in WTOTAL 14.06.2023)