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Hans-Jürgen Volk:

 

Wind of change in der rheinischen Kirche

 

Die Wahl von Manfred Rekowski und andere Personalentscheidungen der Landessynode 2013 geben Anlass zur Hoffnung

Anlass zur Hoffnung gibt es - Vertrauen muss noch gewonnen werden. Denn noch steckt die Ev. Kirche im Rheinland von ihrer Beschlusslage her mitten in einer problematischen Reformphase, die die eigene Organisation überfordert und eine Vertrauenskrise herbeigeführt hat. Die Personalentscheidungen der Landessynode, die vom 6. - 12. Januar in Bad Neuenahr tagte, signalisieren allerdings den Wunsch nach deutlichen Korrekturen, vielleicht sogar nach einem neuen Anfang. Durchaus fähige Frauen und Männer des landeskirchlichen Apparats wie Antje Hieronimus, Volker Lehnert oder auch Georg Immel, die vor kurzem noch zentrale Persönlichkeiten im Netzwerk jener „kollegialen Leitung“ der Landeskirche waren, hatten mit ihren Ambitionen keine Chance oder traten trotz Nominierung bzw. Wahlvorschlag aus der Synode erst gar nicht an.

Dagegen werden zwei interessante Personen, die von außen kommen, in Zukunft der Leitung rheinischen Kirche angehören: Der Jurist Dr. Johann Weusmann tritt die Nachfolge von Christian Drägert als Leiter der Abteilung V Recht und Politik und als Vizepräsident des Landeskirchenamtes an. Der Diplom-Betriebswirt und Diplom-Sozialökonom Bernd Baucks wurde zum Leiter der Abteilung VI Finanzen und Vermögen gewählt und damit zum Nachfolger von Georg Immel. (Wer mehr über die Hintergründe und Ziele der beiden erfahren will, sollte sich hier http://www.ekir.de/www/ueber-uns/D309790611384D2F925B4004F65BAA3B.php unbedingt die Audio-Mittschnitte aus den Vorstellungsreden der beiden anhören.)

Neu im Team der Hauptamtlichen ist zudem der Trierer Superintendent Christof Pistorius, der zum Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung I Personal und damit zum Nachfolger von Manfred Rekowski gewählt wurde. Es ist nicht das Schlechteste, dass ein Südrheiner in dieser exponierten Funktion Mitglied der Kirchenleitung ist. Manfred Rekowski selbst wurde erst im vergangenen Jahr zum Oberkirchenrat gewählt, nachdem er schon einmal bis 2007 in nebenamtlicher Funktion der Kirchenleitung angehört hatte. Von Beginn an sprach er Klartext und diagnostizierte Monate bevor die bbz-Affäre öffentlich wurde eine Vertrauenskrise in der Ev. Kirche im Rheinland. Er ging nicht unbedingt als Favorit in die Wahl um das Präsesamt. Für manchen, der die rheinische Kirche eher von außen wahrnimmt, mag seine Wahl überraschend gewesen sein.

Manfred Rekowski: Kein „weiter so“!

Die Vizepräses Petra Bosse-Huber war eigentlich eher diejenige, in der viele lange Zeit die natürliche Nachfolgerin von Nikolaus Schneider sahen, zumal sie ihm bei den Wahlen vor 8 Jahren nur knapp unterlegen war. Diesmal setzte sich Rekowski im 3. Wahlgang deutlich mit 116 zu 93 Stimmen gegenüber Bosse Huber durch, die allerdings später mit einem sehr guten Ergebnis in ihrer bisherigen Position als Leiterin der Abteilung II Kirche und Diakonie bestätigt wurde. Dies macht deutlich, dass das Votum der Synode bei der Päseswahl kein Votum gegen die Person Bosse-Huber war, sondern ein Votum für Manfred Rekowski.

Dies gilt umso mehr für Ellen Ueberschär, die mit 54 Stimmen im ersten Wahlgang einen Achtungserfolg erzielte, nichts zu verlieren hatte und gewiss viel Sympathien gewonnen hat. (Die Vorstellungsreden sind hier hören http://www.ekir.de/www/ueber-uns/kandidatenvorstellung-audio.php. Hier sei besonders die erfrischende, theologisch und sprachlich ansprechende Rede von Ueberschär empfohlen.)

Bosse-Huber gab sich bei ihrer Vorstellung zwar auch selbstkritisch, Manfred Rekowski war in seinem Vortrag allerdings deutlich konkreter. Zunächst hob er hervor, dass Vorgänge wie die um die bbz-GmbH ein „weiter so“ nicht erlauben. Als seinen theologischen Kompass bezeichnete er die Barmer Theologische Erklärung. Vor allem der späte Bonhoeffer mit seinem Nachdenken über die Kirche in Deutschland nach dem Zusammenbruch sei ihm wichtig.
Als Fehler bezeichnete er Pauschalbeschlüsse wie beim Votum zu NKF im Jahr 2006 und forderte für die Zukunft eine klare Orientierung an den finanziellen, personellen und fachlichen Ressourcen unserer Kirche. Im Zusammenhang mit der bbz-Affäre sprach er von Organisationsversagen.

Drei Baustellen hob Rekowski als Herausforderung für den neuen Präses und die neue Kirchenleitung hervor:

  • Die Vertrauenskrise - hier sei eine nüchterne Bestandsaufnahme als Beitrag der neuen Kirchenleitung erforderlich;
  • im Zusammenhang damit die fehlende Akzeptanz kirchenleitenden Handelns - „Ohne Vertrauen geht Leitung nicht.“
  • Schließlich der krisenhafte Zustand einer an sich guten Ordnung, der spätestens seit den letzten Presbyteriumswahlen unübersehbar sei.

Mehrfach sprach Rekowski die Bedeutung von „ergebnisoffenen Beratungsprozessen“ an. Eine „zielgerichtete Gestaltung von Beratungsprozessen“ ziehe er der Verabschiedung von Maßnahmenkatalogen und fertigen Konzepten vor.

In diesem Zusammenhang sprach er sich gegen „Einheitslösungen“ aus und machte dies am Beispiel der beiden Kirchenkreise Wuppertal und Trier deutlich, die sich nicht nur in ihrer Struktur, sondern auch in ihrer Gemeindegliederentwicklung erheblich voneinander unterschieden. Im Vergleich zu 1980 hat Trier einen deutlichen Gemeindegliederzuwachs, Wuppertal dagegen hat in diesem Zeitraum 45% seiner Gemeindeglieder verloren. Rekowski plädierte für „Korridorlösungen“ verbunden mit dem Zutrauen gegenüber Kirchenkreisen und Gemeinden, in diesem Rahmen situationsgerechte Lösungen zu entwickeln.

In seiner Rolle als Präses wolle er auch „zurücktreten“, um „Raum zu schaffen für die Einsichten anderer“. „Ich brauche Einspruch, Widerspruch, Ergänzung und Korrektur;“ so Rekowski am Schluss seiner Rede, die er trotz des ernsten Hintergrunds humorvoll gepaart mit einer sympathischen Portion Selbstironie vortrug.

Er gewann das Vertrauen der Synode auch deshalb, weil insbesondere die Darstellung seines Leitungsstils durch die Erfahrungen gedeckt ist, die Viele mit ihm während seiner Zeit als Superintendent in Wuppertal gemacht haben. Ob die Vertrauenskrise überwunden werden kann, hängt entscheidend davon ab, ob die Gedanken, die Rekowski skizziert hat, tatsächlich in den Beschlüssen und Prozessen der Ev. Kirche im Rheinland Gestalt gewinnen.

Auswege aus der Sackgasse

„Ein weiter so geht nicht!“ Wie die Richtung auf dem Weg zu einer Kirche aussehen könnte, die „über sich hinauswächst“ (Rekowski), hat die Höppner-Kommission angedeutet. Sie hob in ihrem Bericht hervor: „Daher ist die Bindung an Schrift und Bekenntnis und hier vor allem an die Theologische Erklärung von Barmen (Ko Grundartikel I) auch für die Art und Weise ihres wirtschaftlichen Handelns maßgebend.“ „Geld ist also nicht nur ein Mittel, um den Verkündigungsauftrag zu erfüllen. Die Art, wie die Kirche mit ihrem Geld umgeht, ist selbst ein Teil glaubwürdiger Verkündigung - Wort und Tat müssen im Einklang miteinander stehen. Hier hat sich die Parallelität von christlicher Botschaft und kirchlichem Handeln zu bewähren. Es geht um die Glaubwürdigkeit von Kirche nicht nur nach innen, sondern insbesondere auch im öffentlichen Raum.“ (S. 10 des Berichts)

Vertrauen entsteht, wenn unsere Kirche als Ganzes sich wieder erfahrbar und überzeugend am theologischen Kompass von Barmen orientiert. Barmen III hebt den Zeugnischarakter der äußeren Gestalt der Kirche hervor und betont im Verwerfungssatz: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche ihrer Botschaft und ihrer Ordnungen ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“

Ob wir nun über Personalplanung, den Umgang mit Beschäftigten, Verwaltungsstrukturreform oder NKF reden, es muss immer deutlich sein, dass all dies Teil der Predigt der Kirche ist. Oder einfacher: Wort und Tat müssen im Einklang miteinander stehen!

Die Höppner-Kommission hat das Organisationsversagen im Zusammenhang mit dem bbz-Skandal offen gelegt. Hier ist es nicht hilfreich, die „kollegiale Leitung“ der Organe der Landeskirche als Ausdruck der presbyterial-synodalen Ordnung zu verteidigen und gegenüber episkopalen Strukturen abzugrenzen, wie es Präses Schneider in seinem Bericht getan hat. Es ist ganz offensichtlich diese spezielle Struktur der „kollegialen Leitung“ gewesen, die es im Falle bbz ermöglicht hat, dass wichtige Informationen falsch bewertet wurden oder gar nicht erst ins Blickfeld kamen. Der Zustand unserer Kirche legt nahe, dass dieser Effekt auch bei den Strukturentscheidungen der vergangenen Jahre eintrat, von denen sich engagierte Menschen in Kirchenkreisen und Gemeinden oft genug überrollt gefühlt haben. Problemanzeigen und kritische Stellungnahmen wurden zu oft beiseite geschoben und in ihrer Relevanz nicht wahrgenommen.

„Offene Worte und Klartext sind notwendig.“ - so Manfred Rekowski. Wenn es ihm und der neuen Kirchenleitung gelingt, in der rheinischen Kirche eine Atmosphäre zu schaffen, in der das offene Wort geschätzt wird und Menschen Gehör finden, ist viel gewonnen. Es ist jene Einheit von Reden und Handeln, die Vertrauen schafft.

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© Manfred Alberti

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