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Leserbrief Frankfurter Rundschau

abgedruckt Sa./So. 01./02.02.2014 S.22

 

Würde des Einzelnen darf nicht durch Selbstbestimmung konterkariert sein

(Sterbehilfe: „Tod und Verbot“ Fr-Leitartikel vom 21.Januar und

Die moralische Schwelle sinkt“ FR Politik vom 29. Januar )

 

Wir sollten das Menschenbild überdenken

Man sollte in einer Debatte über Sterbehilfe beginnen mit den vielen uralten Menschen, die lebenssatt und dankbar gerne sterben möchten und sich bewusst ihren Tod herbeisehnen: Einer der häufigsten Sätze bei über 85 Jährigen, selbst wenn sie noch kerngesund sind: „Ich wünschte mir so sehr, mich abends hinzulegen und morgens nicht mehr aufzuwachen.“

Viele schwerkranke Greise setzen täglich ihren Wunsch nach dem Tod und ihr Recht auf ihr eigenes Sterben (allen Debatten zum Trotz) ganz bewusst in die Tat um, indem sie Essen und Trinken verweigern: „Sterbefasten“ (Lit. Boudewijn Chabot, Christian Walther, Ausweg am Lebensende, Selbstbestimmtes Sterben durch freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken, 3.Auflage 2012, Reinhard-Verlag München). Ihnen diesen Weg auszureden oder ihn zu versperren durch künstliche Ernährung, medizinische Behandlung etc. wäre in meinen Augen eine Art von (bald strafbarer?) Körperverletzung. Selbstverständlich soll jeder das Recht auf palliative Erleichterung seines Sterbens haben. Wäre es hier nicht auch menschenwürdig, diesen greisen lebenssatten Menschen diesen letzten Weg durch Medikamente erleichtern zu können? Denn nicht die Natur erschwert und verhindert diesen lange überfälligen Schritt zum natürlichen Tod, sondern Herzschrittmacher, künstliche Ernährung und Medikamentendepots im Körper. Im Sinne der meisten sehr alten Menschen müsste in diesem Greisenalter das Prinzip des Patiententestaments umgedreht werden: Nur, wer das ausdrücklich festgelegt hat, wird noch medizinisch (mehr als palliativ) behandelt.

Überdenken sollte man auch das dahinterstehende Menschenbild: Ist es zu rechtfertigen, einen deutschen sterbewilligen uralten Menschen mit täglich mehreren hundert Euro gegen seinen Willen am Leben zu erhalten, wenn mit dem gleichen Geld zig lebenshungrige junge Menschen in Hungerländern der Dritten Welt überleben könnten? Hat sich hier nicht eine eingeengte eurozentrische Sicht auf den Wert von Leben und Sterben des Menschen eingeschlichen?

Wenn man über einen humanen Umgang mit dem Sterbewunsch sehr alter Menschen einig ist, dann findet man auch leichter Lösungen und Wege über den angemessenen Umgang mit Suizidwünschen schwerkranker jüngerer Menschen.

Manfred Alberti, Wuppertal

 

 

 

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