Laurentiusplatz - Ein Sommerexperiment im Winter
Einer wird sich über die Sperrung des Laurentiusplatzes besonders freuen, da die Umleitung ihm tausende Autofahrer direkt an seiner Bäckerei vorbeiführt. Sonst versteckt an der Aue gelegen, steht dann die neu eröffnete Bäckerei voll im Rampenlicht.
Es ist durchaus verwunderlich, dass eine Bezirksvertretung eine wichtige städtische Durchgangsader parallel zur B 7 von Wichlinghausen über den Mühlenweg am Rathaus Barmen, den Unterdörnen, die Hünefeldstraße, den Hofkamp, die Neumarktstraße am Rathaus Elberfeld und die Friedrich-Ebert-Straße bis fast zum Robert-Daum-Platz so einfach sperren kann, als handele es sich um eine unbedeutende Gasse.
Dass dabei in der städtischen Verkehrsvorlage kein Wort zu finden ist über die Belastungen der auf den Verkehr angewiesenen großen Fachgeschäfte in der Friedrich-Ebert-Straße (z.B. Fleischerei, Bio-Markt, Reisebuchhandlung), darf nicht dazu führen, deren Nachteile einfach außer Acht zu lassen. Wenige Jahre ist es her, dass die mehrjährige Sperrung am Döppersberg etliche Geschäfte an den Rand des Überlebens gebracht hat. Im Zentrum Elberfeld gibt es inzwischen nur noch Filialen großer Ketten. Weitere Schließungen durch Verkehrsexperimente sollte man tunlichst vermeiden, sonst wird auch das einzige Elberfelder Geschäftsviertel mit inhabergeführtem Einzelhandel an der Friedrich-Ebert-Straße bald nur noch eine Kneipen- und Restaurantszene haben.
Mehrere Monate soll das Verkehrsexperiment laufen. Nach dem Beschluss Ende August dürfte die Umsetzung mit Umkehrung zweier Einbahnstraßen vermutlich mindestens zwei Monate brauchen. Das bedeutet, dass im kalten und nassen Herbst und Winter überprüft werden soll, ob eine Sperrung des Laurentiusplatzes für den Autoverkehr positive Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität am Laurentiusplatz haben soll. Wer hat sich das ausgedacht? Trostlos und trist dürfte der verwaiste Laurentiusplatz dann wirken. Einladend? Eher nicht. Ein wahrlich "erhellendes" Experiment, das jetzt schnellstens durchgesetzt werden soll.
Aber die Fachgeschäfte in der Friedrich-Ebert-Straße werden unter den Auswirkungen leiden. Gefühlt ist das Geschäftsviertel hinter dem Laurentiusplatz von der Innenstadt Elberfeld noch weiter abgehängt. Dass der einzige Weg, vom Luisenviertel in die Innenstadt Elberfeld zu fahren, durch die Umdrehung der Fahrtrichtung in der Laurentiusstraße versperrt ist und man immer über die B7 fahren muss, ist da nur ein kleines Randproblem, ebenso wie die auf die andere Fahrtrichtung ausgelegten Parkplätze der Deutschen Bank an der Laurentiusstraße.
Fragen über Fragen! Logisch klingt das Ganze nicht. Warum prüft man nicht zuerst in einem praktischen Versuch, was eine polizeilich leicht kontrollierbare Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit für Autos und Fahrräder auf 20 km/h auf dem Laurentiusplatz bringen würde? Einfach mit zwei Schildern kostengünstig umzusetzen, starke Verkehrsberuhigung, aber auch im tristen Winter noch Leben auf dem Platz. Und pro Auto ein 600 m kürzerer Fahrtweg! Zu Tode beruhigte Ecken, wie die Friedrichstraße oder das Mäuerchen, haben wir in Elberfeld genug.
Manfred Alberti
manfredalberti@hotmail.com, www.manfredalberti.de