Pfr. i.R. Manfred Alberti 42327 Wuppertal
An der Piep 8 c
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www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de
02. Nov. 2013
Rundschreiben 27 (irrtümlich als Rundschreiben 26 versandt)
An die Interessierten an der Zukunft der Rheinischen Landeskirche!
Seit der Präseswahl auf der Landessynode und der Neubesetzung
der
juristischen und der Verwaltungsleitung ist viel Bewegung in die
Rheinische Kirche gekommen. Im Präsesblog und in Regionalkonferenzen etc. wird versucht, Informationen und Problembewusstsein über die Zukunft unserer Landeskirche zu verbreiten, und
herausgefordert, gemeinsam nach neuen Wegen und guten Lösungsansätzen zu suchen.
Die Zeit, dass die Landessynode weitgehend im Geheimen ihre
Beschlüsse vorbereitete, ist hoffentlich zu Ende. Zu schlimm sind die
verursachten Katastrophen (BBZ-Desaster),
die ungelösten
Finanzprobleme (Versorgungskassendefizit) und die Strukturprobleme
(NKF, Verwaltungsstrukturgesetz). Mitdenken, Mitüberlegen und
Mitplanen sollten nun nicht nur Kirchenleitung, Verwaltung und
Landessynodale sondern alle, die an der Zukunft der Landeskirche
Interesse haben.
Nur wenn frühzeitig alle guten Vorschläge und alle Bedenken mit in den Beratungsprozess
einfließen, kann am Ende ein gutes Ergebnis entstehen.
Die Kirchenleitung hat den Weg zu einer solchen neuen
Diskussionskultur geöffnet.
Zwei besonders wichtige Punkte scheinen mir dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle zu spielen.
1.)
Eine kleine Sensation kann man sehr leicht übersehen. In ihrem Beschluss vom 05. Juli 2013 zum Pfarrbild
bestätigt die Kirchenleitung, dass es einen offensichtlichen Dissenz
und eine Interessenkollision gibt zwischen der
landessynodalen
Sichtweise auf den Pfarrberuf, wie sie sich in dem Beschluss zur
Personalplanung 2012 durchgesetzt hat, und der Sichtweise
der Gemeindeglieder.
Zitat aus dem KL-Beschluss vom 05. Juli 2013:
http://www.ekir.de/www/downloads/ekir2013-07-05perspektiven_pfarrberuf.pdf
„B.3.
Erwartungshaltungen, Selbstbilder und allgemeine Bilder
vom Pfarramt
Erwartungshaltungen der Kirchenmitglieder einbeziehen
Die Erwartungen an das Pfarramt und die darin
enthaltenen Pfarrbilder
sind ein Pfund, mit dem Kirche wuchern kann.
Gemeinden und funktionale Dienste
profitieren von diesen Bildern und dem darin enthaltenen Vertrauensvorschuss.
Sie ebnen denen, die nur selten kirchliche Angebote wahrnehmen,
den
Zugang zur Kirche. Sie sind Teil des Ordinationsvorhaltes: Glaubwürdigkeit,
Verschwiegenheit und Ansprechbarkeit des Pfarrers stehen in dem einen
Dienst der Kirche und sind Zugänge zur Erfüllung ihres
Auftrages.
Dass Menschen eine gute Predigt hören wollen, im Trauerfall sich an eine Pfarrerin
wenden, ihren Besuch zur Taufe erwarten, ihre größer werdenden Kinder in
die Konfirmandenarbeit oder auf eine Schule in evangelischer Trägerschaft
schicken, sich einer Krankenhaus-, Gehörlosen- oder Gefängnisseelsorgerin
anvertrauen, ist ein großer Schatz der Kirche.
Spannung zwischen synodalem Modell und landläufigen Pfarrbildern
Diese Erwartungshaltungen und Bilder vom Pfarramt schlagen sich auch in
Mitgliedschaftsbefragungen und pastoraltheologischen Entwürfen nieder. Es
ist offenkundig, dass die Erwartungshaltung weiter Teile der Kirchenmitglieder
und das Mitarbeitendenmodell nach Epheser 4 in Spannung zueinander
stehen.
Hier das Modell eines weiten Spektrums kirchlicher Berufe, eines gemeinsamen
Dienstes aller auf Augenhöhe und ohne Abstufungen in der Wertigkeit,
dort in den Umfragen das Bild, dass Pfarrerinnen und Pfarrer im
Mittelpunkt kirchlicher Tätigkeit stehen und dass man Kontaktaufnahme und
Repräsentation der Kirche vor allem von ihnen erwartet. Dazu kommen
Erwartungen an die Persönlichkeit von Pfarrerinnen und Pfarrern.
Verschwiegenheit, Ansprechbarkeit vor allem in Notsituationen, persönliche Qualitäten wie
z.B. Einfühlungsvermögen, Vorbild zu sein in Glaubensfragen, Ansprechpartner
in letzten Fragen und den damit verbundenen Ritualen prägen das Bild vom
Pfarramt und das Selbstbild von Pfarrerinnen und Pfarrern. Die damit
verbundenen Erwartungen sind aber keineswegs nur Last. Gelungene
Begegnungen und erfolgreiche Arbeit tragen erheblich zur beruflichen Zufriedenheit
der Pfarrer bei.“
Was wie eine kleine Korrektur aussieht, ist im Grunde
eine radikale
Kehrtwende: Der erkenntnisleitende Blick wird nicht mehr auf die
Interessen einiger Gruppen in der Landessynode gerichtet (Z.B.
Verwaltung oder Kirchenkreisleitungen), sondern der
erkenntnisleitende Blick stellt die Gemeindeglieder und ihre
Interessen in das Zentrum.
Sie möchten ihren PfarrerIn, ihre Kirche, ihre christliche Heimat,
ihre Gruppen haben und sehnen sich nicht nach übergeordneten Strukturen, zentralisierten Veranstaltungen und vom Kirchenkreis ausgeliehenem
Personal in Verwaltung, Kirchenmusik und Jugendarbeit. „Kirche in der Nähe“ beschreibt eher die Leitvorstellung der Gemeindeglieder, denn dort finden Sie Heimat, ihren Raum für ehrenamtliches
Engagement, ihre Möglichkeit, Kirche zu gestalten, ihren Verantwortungsraum als Presbyter und Presbyterinnen.
Die seit mehr als einem Jahrzehnt herrschende landessynodale Strategie des
Zusammenlegens von Gemeinden, der Konzentration der Verwaltung, der Entmachtung der Presbyterien und Überlastung der Kreissynodalvorstände, der Bürokratisierung und Zentralisierung der
Verwaltung ging an den Gemeindegliedern vorbei und hat zu vielfältigen Enttäuschungen, zu vielen Rückzügen aus ehrenamtlicher und presbyterialer Arbeit und zum Verlust vieler Gottesdienstbesucher
geführt.
Gelder flossen (in einigen Kirchenkreisen) massenweise aus
gemeindlicher Arbeit in ausgedehntere Verwaltungsstrukturen.
Wenn jetzt die Kirchenleitung hier ein Stoppschild aufstellt und die Interessenlage
der Gemeindeglieder in den Fokus rückt, dann vollzieht sie eine überaus wichtige Sichtänderung:
Die Kirche der Zukunft lebt nicht von einer
Superverwaltung, von
hellsichtigen und mächtigen KSV-Mitgliedern oder SuperintendentInnen, sondern die Kirche
wird leben vom ehrenamtlichem Engagement der Gemeindeglieder: Sie und die Stärkung ihres Glaubens müssen im Zentrum kirchlicher Bemühungen stehen. Sie sind die Basis unserer Kirche in den kommenden
Jahrzehnten.
Dass nicht alle Gebäude und alle Pfarrstellen aus finanziellen und demografischen
Gründen erhalten werden können, verlangt nicht zwingend Konzentrationen und Zentralisierungen: Wohnortnahe kirchliche Orte, getragen von ehrenamtlichem Engagement, halten Menschen in gemeindlicher
Nähe und bilden ein stabiles Fundament als
gemeindliche Heimat: verantwortet und geleitet von Presbyterien mit
ihrem/r PfarrerIn. So bildet ein bunter Teppich unterschiedlichster
Bezirke und Gemeinden ein farbenprächtiges Bild einer lebendigen und
den Menschen nahen Kirche.
Ein Beispiel für eine fatale landessynodal verantwortete
Fehlentwicklung:
Ein KSV-Beauftragter rechnet einem Presbyterium vor: „Wieso habt ihr
noch die Kirche und das Gemeindehaus in L? Ihr hättet das längst
abschaffen sollen und euch auf die Hauptkirche konzentrieren sollen.
Alleine an Substanzerhaltungspauschale könntet ihr dann jedes Jahr €
25 000 einsparen.“
So wird es dann vom Presbyterium beschlossen, weil dieser Weg
anscheinend von oben als alternativlos angesehen wird. Damit
verlieren fast 100 Ehrenamtliche ihre Freude an der Arbeit, die
Küsterin ihren Minijob und 1500 Gemeindeglieder und diverse Gruppen
ihre kirchliche Heimat.
Fatales Motto einer solchen Strategie: „Amputiere Dir ein Bein, dann brauchst Du nur einen Schuh zu kaufen.“
Dass der KSV-Beauftragte in seiner eigenen Gemeinde jährlich € 15 000 in seinen
Haushalt für den Unterhalt einer seit einem Jahrzehnt
leerstehenden unverkäuflichen Kirche einstellen muss, spielt im
Beratungsprozess keine Rolle: Kirche und Gemeindehaus in L. werden
geschlossen.
Gleichzeitig mit dem Heimatloswerden treuer Gemeindeglieder entwerfen aber landeskirchliche und ekd - Organisationen mühsam Konzepte, wie man kirchlich Fernstehende für Kirche interessieren kann und näher an Kirche bindet. Eigentlich eine absurde Situation!
Wenn jetzt die Kirchenleitung die Interessen der Gemeindeglieder wieder mit in den Mittelpunkt von Denken und Planen rückt, dann legt sie einen Grundstein für eine neue zukunftsfähige EKiR: „Kirche muss anders werden.“
Eine teure Verwaltung und ein ausgeufertes NKF binden nicht ein einziges Gemeindeglied an die Kirche. Im Gegenteil: Die EKiR läuft Gefahr, dass die hohen Verwaltungskosten, die den Gemeindegliedern nichts bringen, medial antikirchlich ausgeschlachtet werden. Man erinnere sich an die Verwaltungskostendiskussion der Spendenorganisationen vor einigen Jahren: Damals wurde durch die Medien bei den Spendenorganisationen das Lernen erzwungen, wofür Menschen ihre Gelder ausgeben: Nicht für Verwaltung und nicht für Strukturen: Limburg lässt in diesen Tagen grüßen.
(Nähere Einzelheiten zum Verwaltungsstrukturgesetz siehe:
http://manfredalberti.de/kap-a-2-2013-verwaltungsstrukturgesetz/)
Aber ich möchte Sie noch auf
einen zweiten
Lichtblick
hinweisen, auch wenn
ich weiß, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht:
Die Umstrukturierung unserer Kirche ist ja nicht nur ein rheinisches Problem: Die ganze EKD unterliegt seit ca. 2006 einem solchen Prozess. Damals hat die Schrift „Kirche
der Freiheit“, die maßgeblich von Menschen aus der Wirtschaft mit entworfen wurde, den Weg der Landeskirchen für die Zeit bis 2030 mit weniger Gemeindegliedern und weniger Geld
geplant: „Wachsen gegen den Trend.“
Man wollte mit von oben vorgegebenen Zielen und Maßstäben
Qualitätsverbesserungen in der kirchlichen und gemeindlichen Arbeit erreichen, die Kirche für Menschen attraktiver und anziehender machen. Kirche sollte möglichst viele „Leuchtfeuer“ haben. Kirche
sollte hervorragende Produkte liefern.
Bis 2030 sollte „Wachsen gegen den Trend“ das Leitbild sein.
Dazu sollten die Landeskirchen, Kirchenkreise und
Gemeinden umgebaut
werden zu überprüfbaren, qualitätsorientierten Organisationen, die von oben nach unten
strukturiert und zielorientiert geleitet werden:
Nicht mehr Presbyterien sollen für ihre Gemeinden die entscheidenden
Leitungsgremien sein, sondern sie sind zwangsweise eingebunden in
Strukturen, die viele Entscheidungen von oben vorgeben. Den
Gemeinden und Presbyterien wird die Verantwortung für ihre
Verwaltung, ihre Mitarbeiter, ihre Finanzen und letztlich auch für
ihre Gemeindepfarrer entzogen.
Zugrunde lag diesem Denken ein
grundlegender Irrtum:
Die meisten Gemeindeglieder suchen in ihrer Gemeinde nicht das beste Produkt (Predigt, Gruppe, Vortrag, Chor etc), sondern sie suchen eine Heimat, in der sie sich wohlfühlen. Nähe mit Freunden und
Bekannten, Freude an dem gewohnten Gottesdienst, feste bekannte Rituale, einen nahen Pfarrer oder Pfarrerinn wie einen Hausarzt, Gelegenheit zu eigenem ehrenamtlichen Gebrauchtwerden..., das bindet
an eine Kirche, eine Gemeinde oder einen Bezirk.
Niemand wird etwas gegen Verbesserungen haben, aber falsche Ziele und Voraussetzungen führen in die Irre.
Ein kleines Beispiel: Da in einem Nachbarbezirk meiner früheren Gemeinde wenige Kilometer entfernt
eine Preisträgerin des Deutschen
Predigtpreises tätig war, hätte ich in der Logik des Denkens von
„Kirche der Freiheit“ eigentlich vor leeren Bänken predigen
müssen.
Nun der Lichtblick:
Einer der maßgeblichen Verfasser und Verfechter
dieser Leitschrift „Kirche der Freiheit“, der EKD – Oberkirchenrat Dr. Thies
Gundlach war gebeten worden, in einem Vortrag (Greifswald Mai
2013) seine Vision von Kirche im ländlichen Raum 205
zu entwerfen. („Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ - Kirche in der Fläche 2050) Wer gedacht
hatte, der für Struktur- und
Zukunftsfragen der Evangelischen Kirche zuständige Oberkirchenrat würde die Vision von „Kirche der
Freiheit“ noch einmal zwanzig Jahre verlängern, wurde sehr
überrascht. In seinem Vortrag ist nicht mehr von
dem Erfolg von
Exzellenzinitiativen, Leuchtfeuern und „Wachsen gegen den Trend“ die Rede, sondern von einem notwendigen und unausweichlichen Schrumpfungsprozess der Kirchen.
Damit ist auch kirchenamtlich für die EKD sehr deutlich geworden, was inzwischen überall offensichtlich ist, dass „Kirche der Freiheit“ nicht funktioniert hat: „Kirche der Freiheit“ ist ein Flopp.
Das „Wachsen gegen
den Trend“ mag mit wirtschaftlichem Denken planbar sein. In der Kirche funktioniert das nicht. Kirche lebt nicht von
besten Produkten, die sie zum günstigsten Preis anbietet und
verkauft, sondern Kirche lebt als lebendige Gemeinschaften in den Gemeinden von dem haupt-
und ehrenamtlichen Engagement ihrer Gemeindeglieder.
Thies Gundlach schlug dagegen ein anderes
interessante Zukunftsbild vor:
Unserer Kirche stehe in einer Gesellschaft ohne
religiöses Grundbewusstsein eine „vierzigjährige Wüstenwanderung“ bevor.
Aber Kirche als wüstenwandernde Gemeinschaft von vielen kleinen selbständigen Gemeinden und Gruppen erscheint mir ein
zukunftsträchtigeres, hoffnungsvolleres und realistischeres Bild als die grössenwahnsinnigen Traumvorstellungen von „Kirche der
Freiheit“: Selbständige, eigenverantwortliche, ideenreiche, von
ehren- und hauptamtlichem Engagement getragene Gemeinden mit einem Minimum an übergeordneter Organisation (und Verpflichtungen) erscheinen mir attraktiver und zukunftsfähiger zu sein als
Kirchen
in der Gestalt kostenträchtiger von oben geleiteter und verwalteter
Großorganisationen.
Oder anders ausgedrückt:
„Kirche der Freiheit“ sah sehr wirtschaftsnah kirchliche Strukturen von oben nach unten durchorganisiert: Gemeinden, Presbyterien, Mitarbeiter und PfarrerInnen als Erfüllungsgehilfen kirchenleitender
Planvorstellungen. In dem Boom der deutschen Wirtschaft um 2005 schien ein solches Denken sehr erfolgversprechend zu sein. Übersehen wurde aber, womit dieser Boom erkauft wurde: Massive
Lohneinschnitte durch Aufteilung von Vollarbeitsplätzen in Teilzeitarbeit, der Aufbau einer Vielzahl prekärer Arbeitsverhältnisse und massive Umverteilung der Besitzverhältnisse zu Lasten weiter
Teile der Bevölkerung. Leider hat Kirche weitgehend solche Entwicklungen zu prekären Arbeitsverhältnissen und Lohneinschnitten selbst mitgemacht.
„Wir müssen anders Kirche werden“, ist Präses Rekowski nicht müde zu betonen. Oberkirchenrat Thies Gundlach hat ein Zukunftsmodell angedacht: Faszinierend ist an der Zukunftsvorstellung einer wüstenwandernden Gemeinde die Nähe dieses Modells zu den Gemeindegliedern, ihren Interessen und ihren Möglichkeiten. In der Wüste ist jede Gemeinschaft vor allem auf sich selbst gestellt und lebt von ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement, motiviert von einem großen Ziel.
„Wüstenwanderung“:
Eine solche Wanderung kann aber nur gelingen, wenn man keine
Wackersteine im Rucksack mitschleppen muss. Noch kann die Rheinische Kirche sich und ihre Gemeinden vor solchen Wackersteinen
im Rucksack bewahren:
Einige wichtige Chancen bestehen in den nächsten Wochen durch die beiden kommenden Landessynoden:
a.) Die Landessynode sollte auf ihrer Tagung im Januar 2014 das
beschlossene Verwaltungsstrukturgesetz
in der Weise abändern, dass die Verwaltungskosten
nicht mehr als einen bestimmten Prozentsatz (10 % bis 12%) der Kirchensteuereinnahmen einer Gemeinde betragen dürfen.
Heute schon teilweise zu entrichtende mehr als 35 Prozent der
Kirchensteuereinnahmen sind ein Skandal! Wenn dieser Skandal
öffentlich verhandelt würde, dann könnten die Austrittskonsequenzen für die Rheinische Kirche schwerwiegender sein als der Skandal in Limburg. Nicht ein einziges Gemeindeglied bezahlt seine
Kirchensteuer für die Verwaltung. Dass kirchliche Verwaltung sich mit einer kommunalen Verwaltung vergleicht, die vor allem für ihre Bürger Serviceleistungen unterschiedlichster Art bereithalten
muss, ist eine grundlegende fatale Täuschung. Verwaltung ist in gewissem Maße nötig, aber Verwaltung ist keine Gemeindearbeit.
Kreissynodeninitiativen zur Veränderung des Verwaltungsstrukturgesetz, das beschlossen ist und am 1.April 2014 in Kraft treten soll, sind sehr sinnvoll, um zu verhindern, dass teure Verwaltungen in Zukunft den Gemeinden die finanzielle Luft zum Atmen nehmen.
b) Die Landessynode 2014 sollte das Neue Kirchliche Finanzwesen auf die Umstellung auf die „doppelte Buchführung“ reduzieren.
Die gleichzeitig mit eingeführte arbeitsintensive „Führung durch Zielvereinbarung“ „management by objectives“ (Linke Seite des Haushaltsplanes) ist überflüssig und angesichts kirchlicher Arbeitsweisen deplaziert. Bezahlten Mitarbeitern kann man von oben Ziele vorschreiben, Ehrenamtlichen nicht. Man muss ihr Engagement fördern, ihre Ideen unterstützen und auf guten Erfolg hoffen. Außerdem ist es theologisches Einmaleins, dass es nicht im Bereich menschlicher Fähigkeiten liegt, Glauben durch Zielsetzung zu schaffen. Ganz davon abgesehen haben die wenigsten Gemeinden noch so viel Geld zur Verfügung, dass sie sich unter vielen Zielen frei ihnen gemäße (Wunsch-)Ziele aussuchen könnten.
Auch die für die Eröffnungsbilanz zu erhebenden Daten könnten erheblich reduziert und an kirchliche Verhältnisse angepasst werden. Durch die fehlende Steuerveranlagung kirchlicher Institutionen ließe sich der Umfang des NKF ohne Qualitätsverlust deutlich verringern.
c.) Überlegungen zu eine Verschlankung der Landessynode mit gleichzeitiger Qualitätsverbesserun der Ergebnisse finden Sie auf der Homepag www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de
http://manfredalberti.de/reform-der-landessynode-vorschlag/
Unsere Landeskirche befindet sich im
Umbruch.
Vielleicht hat der Schock mit dem bbz noch rechtzeitig zu einem
Umdenken geführt. Andere Landeskirchen sehen sich vor ähnlichen
Problemen und Herausforderungen und auch dort wächst der Widerstand gegen diese Umorganisation der Kirche von oben nach unten und die Ausdehnung der Verwaltung.
Wenn die Leitung unserer Kirche und die Leitung der ekd
nun andere Wege einschlagen, dann wird am Ende dieser „Wüstenwanderung“ eine verkleinerte evangelische Kirche stehen, die getragen wird von dem Engagement und der Verantwortung vieler
motivierter Gemeindeglieder, ehren- und hauptamtlicher Mitarbeiter, Presbyterinnen und Presbyter,
Pfarrerinnen und Pfarrer: Vertrauend darauf, dass Gott seine Kirche
nicht alleine lässt.
Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen Ihr Manfred Alberti
p.s.:
Informationen zu den Entwicklungen in der ekd und anderen
Landeskirchen finden Sie jede Woche aktuell bei
„www.wort-meldungen.de“