Sechs Aspekte sollten zur BUGA in Wuppertal bedacht werden:
(Alle folgenden Darstellungen basieren auf Presseberichten, auf öffentlich zugänglichen Informationen und auf eigenen Überlegungen. Ich besitze keine internen Spezialinformationen.)
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Die BUGA hinter den Eingangstoren dürfte aus Erfahrung sehr gut sein.
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Die Finanzierung der BUGA in und durch Wuppertal ist sehr schwierig.
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Mängel der Wuppertaler BUGA (vor allem gegenüber anderen BUGAs).
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Die Verkehrsinfrastruktur im Westen Wuppertals ist für viel Verkehr total ungeeignet und schreckt
von zukünftigen Besuchen ab.
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Die (zweifelhaften) erträumten Bedeutungen der BUGA für Wuppertal.
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Alternativen für Wuppertals Stadtstruktur und Wuppertals Image.
zu c.: Mängel der Wuppertaler BUGA
zu c.: 1.) Das zentrale Hauptgelände einer BUGA ist in Wuppertal ein kleines (11 ha), bergiges, dunkles und zersplittertes Gelände zwischen hohen
Bahndämmen: Einer Bundesgartenschau absolut nicht würdig (Rheinauenpark Bonn, Militärgelände Mannheim, Neckaruferpark Heilbronn) und deshalb ein enttäuschender und peinlicher Eindruck
von Wuppertal.
zu c.: 2.) Im zweiten Hauptareal Grüner Zoo beschränkt sich die BUGA auf eine Fläche von 1.1 ha (!), was gerade einmal der
Rasenfläche am Eingang vor den Zoosälen entspricht.
zu c.: 3.) Hängeseilbrü>
zu c.: 4.) Diese Brücke birgt in den Planungen und Genehmigungen erhebliche Risiken:
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- Die Überbauung von Wohngebäuden durch Verkehrsmittel (Brücke,
Seilbahn etc.) ist nach GG Art.13 (Schutz der Wohnung) nur in wenigen Ausnahmefällen möglich.
Sie muss nach dem Enteignungsgesetz NRW (EEG NRW § 4) im Sinne der Allgemeinheit zwingend
notwendig sein und darf keine gangbaren Alternativen haben. Das dürfte bei einer reinen Spaßbrücke sehr schwer nachzuweisen sein.
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Die Anwohner, die Firma Bayer und die Umweltschutzverbände haben nach dem Rechtsgutachten
Redeker etc. ein Klagerecht gegen die Genehmigung dieser Brücke. Eine gerichtliche Auseinandersetzung dürfte nach diesem Rechtsgutachten wegen schwieriger, zum Teil erstmaliger
Beurteilungen mit differenzierten Gutachten mindestens zwei Instanzen à jeweils zwei Jahre benötigen. Dieses wäre vor der BUGA nach dem abgeschlossenen Bauleitplanverfahren 2027 und einem spätesten
Baubeginn 2028 nicht mehr möglich.
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Die verkehrliche Bedeutung dieser Brücke ist sehr
gering. Spaziergänger werden selten den Eintrittspreis über die Brücke bezahlen, um ihren Spaziergang auf die andere Talseite auszudehnen. Für Fahrradfahrer ist die Brücke abgesehen vom wegen
der Geländerhöhe notwendigen Schiebezwang nicht attraktiv, da zwar auf der Südseite ein höhenmäßig auf gleichem Niveau liegendes Radfahrwegenetz bis Cronenberg existiert, auf der Nordseite die
Kaiserhöhe aber einem Vulkankegel gleicht: Man muss zu allen Seiten herunter bis auf die Höhe der Nordbahntrasse, die dort am Otto-Hausmann-Ring nicht viel höher als die Talsohle liegt.
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Das Rechtsgutachten Redecker sieht m.E. keinen Ausweg aus dem Dilemma, dass
für eine eintrittspflichtige (somit nicht öffentliche) Brücke über öffentlichen Verkehrswegen in NRW keine gesetzliche Grundlage gegeben ist (Anders in Bayern mit Mautstraßen). Die mir bekannten
angedachten Auswege (z.B. Eintrittsgebühr als Kontrollmöglichkeit für Höchstbelastungen der Brücke) erscheinen mir an den Haaren herbeigezogen und nicht rechtskonform.
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Der steile Abhang unterhalb der Kaiserhöhe erfordert als Brückeneingang auf der Nordseite
nach meinen Berechnungen für die 750 m Brücke ein Gefälle von mehr als sechs Prozent, was diese Brücke nicht genehmigungsfähig machen würde und als behindertenunfreundlich auch nicht
förderungsfähig.
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Eine "Rheinbrücke" mit schräger Brückenfläche dürfte optisch nicht gut
aussehen.
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Die Brückenpfeiler sind im Gebiet des Nützenberger Kleingartenvereins
wie auch in dem steil abfallenden Hang der Königshöhe zum Schwarzen Weg hin sehr schwierig zu bauen.
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In einem Schreiben vom Mai 2024 weisen die Wuppertaler Stadtwerke die Stadt u.a. darauf
hin, dass am Nützenberg erstmalig in Deutschland eine Fußgängerbrücke über eine 110 kv Hochspannungsleitung geführt werden soll. Die Gefahren
durch herabfallende oder herabgeworfene Gegenstände (auch leitende Flüssigkeiten) seien unabsehbar (wie Stromausfall im Westen Wuppertals). Eine Genehmigung sei deshalb kaum vorhersehbar. Eine
stabile Sicherung wie bei den wesentlich schwächeren Hochspannungsleitungen direkt unter Straßenbrücken über Bahnstrecken dürfte kaum vorstellbar sei und optisch den Eindruck der "leichten" Brücke
sehr beschädigen.
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Die Sicherung des Bahn-, Schwebebahn-, Bus-, PKW- und
Personenverkehrs auf der Talsohle vor herabfallenden oder herabgeworfenen Gegenständen, wie auch Suiziden, dürfte kaum zu bewerkstelligen sein.
zu c.: 5.) Die Begrenzung der Tragfähigkeit der Brücke auf 1000 Personen gleichzeitig macht ein kompliziertes Zugangssystem notwendig. Besucher ohne Ortskenntnisse oder
Einschätzfähigkeit von Wegstrecken dürften sich verärgert abwenden.
zu c.: 6.) Unbequeme Wege zwischen den Arealen
Die Besucher werden zu weiten und oft unbequemen Fußwegen gezwungen: Von dem Bahnsteig und von den Parkplätzen zum Haupteingang, mittags Arealwechsel mit überfüllter Schwebebahn, seltenen
Zügen oder zu wenigen Shuttleautos. Weiter Weg von der Seilbahnstation bis zur Brücke und zurück. Abends Rückweg zum Auto, zum Bahnsteig oder zu den irgendwo parkenden Reisebussen. Anders als
bei anderen BUGAs, z.B. Erfurt, gibt es keine leistungsfähige Straßenbahn zwischen den Arealen.
zu c.: 7.) BUGA-Push nur zeitlich begrenzt auf den Sommer 2031. Wuppertal benötigt aber schnelle und dauerhafte Verbesserungen der Stadtstruktur. (Einige Beispiele siehe
unten Kap. f.)
zu c.: 8.) Die Begründung "Bürgerbefragung" für das Durchziehen der BUGA-Planungen in einer mehrheitlichen Zustimmung der Wuppertaler Bevölkerung ist mehr als fragwürdig.
Zwar haben mit 18,3 Prozent gegenüber 17,9 Prozent mehr Teilnehmer für die BUGA gestimmt als gegen sie, aber 65 Prozent haben gar nicht abgestimmt: aus Desinteresse an einer BUGA, aus Unkenntnis
etc.. Damit haben mehr als 80 Prozent nicht für die BUGA abgestimmt, also waren nicht einmal ein Fünftel der Wuppertaler abstimmungsberechtigten
Bürger für eine BUGA. Dieses Ergebnis als Zustimmung zu bewerten, mag juristisch okay sein, politisch ist das eine Katastrophe des Nichtwahrnehmens der Bürgermeinung.
zu c.: 9.) Wenn nach fünf Jahren Thema BUGA die Bürger durch eine WDR 5-Sendung erstmals die Möglichkeit haben, eine öffentliche kritische Diskussion zur BUGA zu führen,
zeigt das eine sehr abgehobene Politik gegenüber den Bürgern: "Durchziehen statt zu diskutieren!" Auf Dauer muss eine solche Politik erfolglos sein.
zu d. Verkehrsinfrastruktur
zu d.: 1.) Fahrräder: für 5600 Fahrräder (Peak Day) benötigt man ca. 2000 m (pro Rad 35 cm) Fahrradbügel am Areal 1 als auch am Areal Zoo (je ca. 1500).
zu d.: 2.) Durch Fahrräder und Fussgänger wird die Nordbahntrasse sehr überlastet sein. Fahrradwege gibt es in den engen Stadtteilen Vohwinkel und Sonnborn kaum. Neue
dürften neben dem überlasteten Verkehr und den Shuttlebussen nicht einzurichten sein.
zu d.: 3.) PKW: An mittleren Besuchertagen (Design Days) bietet man mit dem Parkplatz Buntenbeck und dem Parkhaus am Zoo nicht einmal für die Hälfte der PKWs Parkplätze an.
(Sonntags mit Firmenparkplätzen weniger problematisch)
zu d.: 4.) PKW: Wegen so gut wie nicht vorhandener Parkplätze am Zoo (und im abgesperrten Zooviertel) fahren die Autofahrer von der A 46 an der Kreuzung Siegfriedstr. /
Zoobrücke vorbei und finden kilometerweit keine Parkplätze, da die Abfahrten von der B 7 Sillerstr., Stockmannsmühle, Vogelsaue schnell überlastet sind.
zu d.: 5.) PKW: Die heute schon überlastete Kreuzung Wieden (B7 / Bahnstraße) kann den Verkehr zum Parkplatz Buntenbeck nicht verkraften. Die Einrichtung eines
Kreisverkehrs ist hier nicht möglich.
zu d.: 6.) PKW: Neben den PKWs von der A 46 Ausfahrt Vohwinkel kommen bei überlastetem Parkplatz Buntenbeck die PKWs aus der Bahnstraße ins Zentrum Vohwinkel, zu Tesche und
zum Vohwinkler Feld, wo schnell alle Straßenrandparkplätze voll sind und Anwohner tagsüber keine Parkplätze mehr finden. Herumirrende Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz werden Wuppertal in
sehr schlechter Erinnerung behalten.
zu d.: 7.) Reisebusse: Reisebusse könnten an der Nathrather Straße / Ecke Homannstraße nahe am Eingang Ausstiegsmöglichkeiten bekommen für ihre Fahrgäste. Da es in
Wuppertal keine festen Busparkplätze wie für Sportveranstaltungen, Messen etc. gibt, wäre der abendliche Einstieg für viele vor allem ältere Besucher ein großes Hindernis: Sie müssten in einer
fremden Stadt zu einem bestimmten Zeitpunkt einen ihnen meist unbekannten Bus an einem unbekannten Treffpunkt finden, der sich in der Nähe des anderen Areals befindet. Irrtümer, Verspätungen,
Verärgerungen etc. dürften eher die Regel als die Ausnahme sein.
zu d.: 8.) Reisebusse: Da die Bahnunterführung Bahnstraße nur in der Mitte eine Höhe von 4.00 m aufweist, können zwei 4 m hohe Reisebusse nicht im Gegenverkehr
passieren.
zu d.: 9.) Die Straßensysteme in Vohwinkel und Sonnborn sind dem BUGA-Verkehr in keiner Weise gewachsen.
Langdauernde Staus vor überlasteten Kreuzungen und z.B. abends nur einspuriger Verkehrsführung auf der Haeseler Straße Richtung Autobahn A 46 werden bei vielen Besuchern morgens und abends
für Verärgerung sorgen. Morgendliche Rückstaus von den überlasteten Zentren Vohwinkel und Sonnborn bis weit auf die A 46 vor der Abfahrt Sonnborn/Vohwinkel dürften im Sommer die Regel sein. Wird die
Polizei die absehbaren langen Staus auf der A 46 und A 535 zulassen?
zu d.: 10.) Fußgänger: Wie soll die Kaiserstraße in Höhe der Haltestelle Bruch die langen Schlangen auf die Schwebebahn Wartender verkraften, zumal in der Mittagszeit die
Schüler benachbarter Schulen den "Anspruch" auf ihre Schwebebahn behaupten dürfen, statt sich hinten in die Schlangen einzureihen.
zu d.: 11.) Fußgänger: Durch den nicht realisierbaren Tunneldurchstich zum Clees-Gelände gehen die Bahnfahrer, ohne den Bahnhof zu betreten, direkt zum Tunnelausgang
Park&Ride-Platz. Ihr Weg bis zum Eingang ist knapp einen Kilometer lang an der Nordbahntrasse. Für viele sicher ein Ärgernis.
zu d.: 12.) Die Fußgängerbrücke ist als Ausflugsziel nach der BUGA schlecht zu erreichen. Man muss, sofern es die Seilbahn noch gibt, diese (mit Zooeintritt?) teuer
bezahlen oder sucht sich einen Parkplatz zu Lasten der Anwohner auf den Höhen: oberes Briller Viertel, Nützenberg, Hindenburgstraße, Zur Waldesruh.
zu e.) Die (zweifelhaften) erträumten Hoffnungen für die BUGA
zu e.: 1.) Das Hauptziel der BUGA-Pläne der Stadt ist die Aufwertung Wuppertals im öffentlichen Bewußtsein. Die Förderung der Attraktivität der Stadt für die eigene Bevölkerung,
für Gewerbeansiedlungen, für Arbeitsplatzbewerber, für Zuzügler aus den nahen Großstädten, die Förderung des (Tages-) Tourismus, etc.
Angesichts der vielen Verkehrsprobleme während der BUGA, angesichts vieler Schwierigkeiten für Besucher (Z.B. Transfer, unattraktive Innenstadt Elberfeld) und angesichts des kleinen und
unattraktiven BUGA-Geländes können diese Ziele trotz aller Anstrengungen und trotz aller finanziellen Investitionen nicht erreicht werden. Die Freude über den BUGA-Besuch wird sich bei vielen
Besuchern in Grenzen halten. Die Imageverbesserung dürfte ein Luftschloss sein.
zu e.: 2.) Aus den gleichen Gründen werden viele Besucher der BUGA nach 2031 keinen zweiten Besuch in Wuppertal planen. Die Werbung für die anderen (wirklichen) Highlights
durch die BUGA läuft ins Leere.
zu e.: 3.) Aus den gleichen Gründen wird sich auch der Stolz der Wuppertaler über die BUGA in Grenzen halten. Die Vohwinkler und Sonnborner werden vor allem über die
Nachteile durch die Masse an Besuchern im ÖPNV, im Straßenverkehr und bei der Parkplatzsituation klagen.
zu e.: 4.) Statt einer positiven Ausstrahlung Wuppertals muss man leider damit rechnen, dass sehr viele negative Bewertungen des Besuches in den sozialen Medien dem Image
Wuppertals sehr schaden.
zu e.: 5.) Negative Bewertungen werden die Zahl der Besucher stark reduzieren.
zu e.: 6.) Keine Verbesserungen der Stadtstruktur
Bedeutsame Auswirkungen auf die Stadtstruktur sind realistisch gesehen nicht umzusetzen: der Bahnhof Vohwinkel wird als unnötiger Ort kaum renoviert, der BUGA Park Areal 1 ist winzig, der
Grüne Zoo ist nur für einen Hektar Teil der BUGA, die sehr fragliche Hängeseilbrücke ist keine attraktive Hängebrücke im tibetischen Stil, BUGA-Investitionen außerhalb der eintrittspflichtigen
Bereiche gibt es ganz minimal nur in Quartier-BUGAs. BUGAplus-Projekte (z.B. Radwegering) muss die Stadt selbstständig und zusätzlich finanzieren, wenn sie es denn kann.
zu e.: 7.) Die mindestens 70 Mio. € BUGA - Stadtbeitrag fehlen für konkrete Verbesserungen der Stadtstruktur. Insofern schadet die BUGA durch ihre hohen Kosten bis
wahrscheinlich weit nach 2031 der ganzen Stadt und minimiert die Möglichkeiten zur Verbesserung der Stadtstruktur, für die sie bedeutende Zuschüsse bekommen könnte.
zu e.: 8.) Wo soll es realistisch gesehen neue private Investitionen in Zusammenhang mit der BUGA geben? Wuppertal bekommt keinen einzigen zusätzlichen Quadratmeter Land
für Investitionen. Auswirkungen auf die Anziehungskraft für Firmeninvestitionen dürften sich in engen Grenzen halten.
zu e.: 9.) Maßlose Illusionen: "Sechs Euro Privatinvestitionen pro eingesetztem Euro der Stadt." Was realistisch ist für BUGAs mit großem Geländezuwachs
für Gewerbe etc., wie in Heilbronn oder Mannheim, ist für Wuppertal eine massive Täuschung: Wer und wo sollte 438 Mio. € (gleich 6 mal 73 Mio. € Eigenbeitrag) in Zusammenhang mit der BUGA
investieren? Undenkbar. Man darf nicht, wie die Studie eines Uni-Mitarbeiters suggeriert, die Erfahrungen erfolgreicher BUGAs eins zu eins auf Wuppertal übertragen.
zu e.: 10.) Illusion: Zoo Gaststätte: Wenn schon vor zehn Jahren die Renovierung der Zoo-Säle auf mindestens 20 Mio. € geschätzt wurde, wer will dann heute für eine einzige erwartete
Hochsaison 2031 von einem halben Jahr eine solche Summe investieren?
zu e.: 11.) Enttäuschung für Wuppertaler: Die Eintrittspreise im Bereich zwischen 30 und 40 € dürften für viele Wuppertaler nicht finanzierbar sein.
f.) Alternativen für Wuppertals Stadtstruktur und Wuppertals Image.
Statt für die BUGA könnten die eingeplanten Gelder zusammen mit den normalen Zuschüssen erhebliche Verbesserungen direkt in vielen Bereichen der Stadtstruktur erreichen. Einige
Beispiele:
Fazit:
Die BUGA ist für Wuppertal keine gute Imagewerbung, sondern mit erheblichen Nachteilen verbunden. Je schneller sie abgesagt wird, desto geringer sind die vergeblich ausgegebenen
finanziellen Mittel.