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BUGA kann Hauptziel nicht erreichen

 

Eine BUGA ist kein Pflichtprogramm einer Stadt, das unter allen Umständen erledigt werden muss. Eine BUGA ist eine freiwillige und sehr kostspielige  Veranstaltung, die eine Kommune nur dann durchführt, wenn sie sich von der BUGA erhebliche Vorteile erhofft. Die BUGA in Wuppertal soll das Image Wuppertals verbessern, soll den Tourismus ankurbeln und soll Menschen zu weiteren Besuchen in einem interessanten Wuppertal animieren.  Der Erfolg einer BUGA muss sich daran messen lassen, ob sie diese Ziele erreichen kann und erreichen wird.
 
 

Die eigentliche BUGA hinter den Eintrittsmauern baut auf jahrzehntelanger Erfahrung der BUGA Gesellschaft auf und ist so optimiert, dass mit der Zufriedenheit der Besucher sicher gerechnet werden kann. Das Schlangestehen vor Highlights, Restaurants oder Toiletten nehmen die Besucher in Kauf.

Der örtliche Erfolg einer BUGA hängt also vor allem davon ab, ob eine Stadt zufriedenstellende Rahmenbedingungen für die Besucher bieten kann. Das betrifft vor allem die verkehrliche Infrastruktur bei An- und Abfahrten und beim Parken von PKWs und Reisebussen und bei dem Transfer zwischen den Parkplätzen, den Busaus- und -einstiegsstellen, dem Vohwinkler Bahnhof und den drei Arealen Tesche, Zoo und Hängeseilbrücke. Hier entscheiden sich der Ärger oder die Zufriedenheit der Gäste.

Bei der BUGA in Erfurt 2021 mit seiner Messeinfrastruktur gab es etliche Parkplätze zwischen Autobahnabfahrt und BUGA Eingang. Ausreichende Busparkplätze waren genau gegenüber dem Haupteingang und eine kapazitätsstarke Straßenbahn verband BUGA-Gelände, Parkplätze, Innenstadt mit der zweiten Ausstellungsfläche und dem Hauptbahnhof.  Das war eine hervorragende Infrastruktur zur Zufriedenheit aller Besucher mit PKW, Reisebussen oder ICE.

Im Vergleich zu Erfurt kann man die Schwachstellen der Wuppertaler BUGA-Pläne sehr gut sehen. Vor allem muss man berücksichtigen, dass man nicht nur das Funktionieren des Verkehrs bei geringen Besucherzahlen oder beim Durchschnittsbesuch von 10 000 Gästen pro Tag berücksichtigen darf:  Wenn im Sommer an einem Tag 30 000 oder 40 000 Besucher kommen, dann dürfen nicht nur 10 000 Besucher zufrieden sein und gut von Wuppertal erzählen, sondern es geht um die Zufriedenheit aller Besucher: Schon 1000 schlechte Kommentare, 1000 enttäuschte Berichte, 1000 Warnungen vor einem Besuch der BUGA oder Wuppertals sprechen sich wie ein Lauffeuer herum und schaden dem Image Wuppertals massiv. Solche absehbare und kaum vermeidbare Antiwerbung sollte Wuppertal nicht riskieren.

Die BUGA sollte deshalb nur dann stattfinden, wenn man alle Probleme frühzeitig so lösen kann, dass alle Besucher einen schönen Ausflug haben und Wuppertal ohne Verärgerung besuchen können. Momentan sieht es aber nicht so aus, als wenn die Stadt diese grundsätzlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche BUGA erfüllen könnte.

Wuppertal hat keine Verkehrsinfrastruktur wie eine Messestadt. Die An- und Abreise zur BUGA und das Parken sind mit großen Problemen gekoppelt und Verärgerungen vieler Besucher sind vorprogrammiert.

  • Bei der Anreise mit dem Zug oder ÖPNV: Durch den nun feststehenden Wegfall des Tunnels zum Clees-Gelände müssen sich die Besucher vom Bahnhofsgebäude weg in Richtung auf den Park&Ride-Parkplatz orientieren. Dann steht ihnen ein fast ein Kilometer langer Fußweg bevor, ehe sie den BUGA-Eingangsbereich im Areal Tesche erreichen. Angesichts der normalerweise eher flachen BUGA-Gelände ist diese Strecke mit dem Überweg über die Eisenbahn für ältere Menschen, für Menschen mit Rollatoren und für Behinderte nicht ohne Schwierigkeiten machbar. Verärgerungen über dieses Hindernis nach langer Zuganreise sind wahrscheinlich.

    Durch den Wegfall des Tunnels verliert aber auch der Vohwinkler Bahnhof seine zentrale Bedeutung als BUGA-Eingangshalle. Warum sollte er dann für die BUGA überhaupt renoviert werden? Wie sollte die Bahn davon so profitieren, dass sie die Renovierung bezahlt?
  • Bei der An- und Abreise mit dem Reisebus: Wenn mit dem Bau des ersten Abschnitts des Clees-Geländes an der Nathrather Straße einige Bushaltestellen zum Aussteigen geschaffen werden, dann sind die Besucher nahe am Eingang. Da die an guten Tagen 100 Busse (an Spitzentagen die doppelte Anzahl) dort aber nicht stehen bleiben können, wird die abendlich Abfahrt zum großen Problem. Wie, wo und um welche Zeit sollen die meist älteren Besucher ihren Bus wiederfinden: Nach einem Arealwechsel sind sie in einem anderen Stadtteil, in einer fremden Stadt mit für sie unkalkulierbaren Fußwegen. Und oft ist vielen das Aussehen ihres eigenen Busses oder gar das Kennzeichen gar nicht bewusst. Bei einer BUGA ohne Busparkplätze ist die Verärgerung vorprogrammiert. Gerade ältere Menschen fürchten dann den ganzen Tag, dass sie ihren Bus nicht wiederfinden.
  • Bei der Fahrt mit dem PKW:
  • Die Straßenstruktur in Vohwinkel hat eine so begrenzte Kapazität, dass werktags bei der Anreise von zusätzlich tausenden PKWs und zig Bussen sich lange Staus durch die Kaiserstraße, den Westring und auch auf der Parkplatzzufahrt Bahnstraße und Düsseldorfer Straße hinziehen werden und die BUGA-Gäste sich über die langen Wartezeiten ärgern, da diese Zeiten von ihrem BUGA-Besuch abgehen. Abends gibt es aus dem Zentrum Vohwinkel heraus zur Autobahn mit der Haeseler Straße nur eine einzige Straße mit einer Spur. Schon ohne BUGA ist das ein ärgerlicher Stauschwerpunkt, mit BUGA dürfte die Situation unerträglich sein.
  • Parken in Vohwinkel: Wenn an schönen Sommertagen werktags 6000 Besucher mit 3000 PKWs kommen, findet knapp die Hälfte Platz auf dem Parkplatz Tesche. Die anderen fluten die Straßen Vohwinkels und Sonnborns auf der Suche nach einem Parkplatz. Oft wird diese Suche vergeblich sein und nicht wenige werden ohne Parkplatz dann verärgert nach Hause zurückfahren. 
  • Parken in Sonnborn: Besonders heikel ist die Situation in Sonnborn. Viele Autofahrer werden von der A 46 aus zuerst den Zoo ansteuern. Das Zooviertel soll abgesperrt werden und nur für Anwohner mit Ausweis und Besucher mit vorbestellter Parkkarte für das Parkhaus befahrbar sein. Die zeitlich nicht begrenzten Parkplätze, die an Werktagen neben dem Zooviertel und in Sonnborn selbst zur Verfügung stehen, wird man an wenigen Händen abzählen können. Was können dann die Besucher der BUGA oder auch des Zoos machen? Sie fahren durch den Schwarzen Weg, durch die Tiergartenstraße oder die Friedrich-Ebert-Straße bis zu den nächsten Parkmöglichkeiten nach Elberfeld und müssen dann mindestens zwei Kilometer zurücklaufen.  Wenn sie auf die Varresbecker Straße B 7 abbiegen, haben sie auf den Seitenstraßen und am Nützenberg minimale Parkmöglichkeiten. Ein langer Rückweg zum Zoo ist auch hier notwendig: Viel Zeit, um seinem Ärger über die mangelhafte Parkinfrastruktur für eine BUGA Luft zu machen.
  • Verärgert sind dann auch die Vohwinkler und Sonnborner Anwohner, die einen Sommer lang durch Staus ausgebremst werden und ab spätem Vormittag keinen Parkplatz mehr finden. Müssen sie dann nach Barmen oder Haan ausweichen und mit dem ÖPNV nach Vohwinkel und Sonnborn zurückkehren? Dieses Problem dürfte an schönen Sommertagen werktags nahezu jeden Tag auftreten.
  • Bei der Anreise mit dem Fahrrad: An der flachen Nordbahntrasse ist das Fahrrad sicher für viele Wuppertaler Besucher die bevorzugte Anreiseart. Aber wo sollen die Fahrräder sicher abgestellt werden? Jeder feste Fahrradbügel braucht eine Breite von 35 cm pro Fahrrad. Wenn man an guten Tagen mit 4000 Fahrrädern (an Spitzentagen mit 7000) rechnet, braucht man am Tescher Areal und am Zoo eine Strecke von mehr als 1000 (bzw. fast 2000) Metern für Fahrradständer. Unmöglich. Auch ein Fahrradhaus am Vohwinkler Bahnhof kann da keine Lösung sein, zumal die Fahrradfahrer beim Wechsel der Areale sicher mit ihrem Fahrrad fahren wollen und nicht zu Fuß gehen oder mit dem Shuttlebus fahren möchten.
  • Beim Arealwechsel: Wenn mittags innerhalb von zwei bis drei Stunden 10 000 oder gar 40 000 Besucher die Areale wechseln wollen, ist jeder Shuttlebusverkehr zwischen Tesche und Zoo hoffnungslos überfordert. Den mindestens 45 Min langen Fußweg werden wenige in Angriff nehmen. Zu den Bahnhöfen oder der Schwebebahn sind ebenfalls weite und meist unschöne Wege zurückzulegen. Die Schwebebahn ist zu den Mittagszeiten durch Schüler und den normalen Verkehr sowieso überfüllt. Langes Warten und lange Schlangen sind kaum zu umgehen und dürften für Verärgerungen bei Besuchern und Anwohnern sorgen.
Diese fehlende Verkehrsinfrastruktur für große Veranstaltungen ist das riesige Problem für Wuppertal, das die Durchführung der BUGA in Frage stellt. Wegen der gravierenden und verärgernden Defizite für so viele betroffene Besucher werden viele Gäste sich nicht mit einem guten Gefühl von Wuppertal verabschieden, ein Wiederkommen planen und bei Freunden und Bekannten für einen Wuppertal-Besuch werben. Damit ist das Hauptziel der Wuppertaler BUGA, zufriedene Gäste, nicht erreichbar.
Bei vielen unzufriedenen Besuchern dürfte das Wuppertal-Image sehr leiden: Das wird ein Desaster für unsere Stadt sein. Dabei sind die nicht vorzeigbare Innenstadt Elberfeld und die überlastete und nicht sichere Schwebebahn noch nicht einmal berücksichtigt. Die überregionale Presse wird kaum zum Werbeträger, wenn Defizite viel mehr interessierte Leser finden. Auch die sozialen Medien werden eher von den Schwierigkeiten berichten als zum Werbeträger für Wuppertal werden. Für eine solche Großveranstaltung ist Wuppertal nicht geeignet. Die engen Verhältnisse in der Tallage lassen solche Veranstaltungen nicht zu: Das Image Wuppertals wird nicht verbessert und der Tourismus nicht angekurbelt.
Dass nach der BUGA die Schwebebahn monatelang wegen des Umbaus der Endstation Vohwinkel nicht fährt, lässt die BUGA als Werbeveranstaltung für Wuppertal zusätzlich ins Leere laufen und verärgert mögliche Besucher. 
Dass der Grüne Zoo mit den zusätzlichen täglichen 5 000 bis 40 000 Gästen überfordert ist und diese Situation die normalen Zoo-Freunde wie Eltern mit kleinen Kindern vergrault, sei hier nur noch nebenbei erwähnt. 
Dass die Genehmigung der Hängeseilbrücke noch wegen der darunter herführenden Starkstromleitung sehr unsicher ist, zählt auch zu den Risiken der BUGA. Und dass nach der BUGA diese Brücke weitab von jedem bequemen Zugang für Besucher liegt und nur teuer mit der Seilbahn erreicht werden kann, wird sie auch nicht zu einem touristischen Zugpferd machen.  Zudem ist sie keine alleine an den Talrändern verankerte attraktive Hängeseilbrücke wie die echten Hängeseilbrücken in Willingen, im Harz oder im Hunsrück, sondern sie ist im Grunde eine kleinere Version der normalen Rheinbrücken mit zwei Pfeilern.
 
Wuppertal wäre gut beraten, wenn die Stadt die für die BUGA geplanten mindestens 70 Mio. € zielsicher für Imagewerbung, für ein Tourismuskonzept und für die Verbesserung der schulischen und handwerklichen Ausbildung ausgeben würde. Damit würde Wuppertal seine Bedeutung als attraktive Wohnstadt neben Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet und als attraktiv für Gewerbeansiedlungen etc. deutlich verbessern können. Die BUGA birgt mehr Risiken als Erfolgsaussichten und bringt nirgendwo für die Stadtstruktur messbare Verbesserungen. Sie ist ein einmaliges und sehr teures Fest, das bald vergessen ist. Für gute Ideen der Verbesserung der Stadtstruktur wird es mehr Fördertöpfe geben als Wuppertal ausnutzen könnte. Dann würden die 70 Mio. € eine dauerhafte Verbesserung für Wuppertal bedeuten. 

 

 

 

Dieser Artikel wurde am 25.11.2024 durch die Fraktionsleitungen an alle Stadtverordneten versandt.

Dieser Artikel erschien am 25.11.2024 in sehr kurzer Form als Leserbief in der Wetsdeutschen Zeitung.

 

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