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Probleme der BUGA  (27.05.2025)

 

An die Oberbürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen der Wahl im Sept. 2025
zur Kenntnis: An die Parteien im Stadtrat Wuppertal
 
Sehr geehrte Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters / der Oberbürgermeisterin der Stadt Wuppertal
 
zu Ihren baldigen Aufgaben wird es vermutlich gehören, dem Rat die Aufgabe der Planungen zur BUGA 2031 vorzuschlagen
 
Der Grund dafür ist ganz einfach: Es gibt im Wirtschaftsleben die Regel, dass dann, wenn ein Projekt gelingen soll, man von Anfang an alle Probleme mit auf den Tisch legen und besprechen muss. Doch in Wuppertal geschieht genau das Gegenteil: Probleme der BUGA sollen so weit wie möglich verschwiegen und ignoriert werden. 
Leider unterstützt die Wuppertaler Presse den OB dabei, in dem sie nur sehr sporadisch und minimal über Kritik an den BUGA-Plänen berichtet.
 
So haben sich viele Gründe aufgetürmt, die eine erfolgreiche Durchführung der BUGA unmöglich erscheinen lassen. 
 
Über einige dieser Probleme möchte Sie das folgende Schreiben informieren, damit Sie mit Hintergrundwissen Diskussionen über diesen Aspekt zukünftiger Stadtpolitik führen können.
 
Hauptaufgabe der BUGA soll das Folgende sein: Die BUGA 31 soll vor allem Werbung für Wuppertal sein, Auswärtige anlocken und zu weiteren Besuchen in Wuppertal veranlassen. An diesem Ziel muss sich die 145 Mio. € teure BUGA messen lassen.
 
 
Folgende Gründe scheinen mir die momentan maßgeblichen Aspekte zu beeinhalten, die einer BUGA 2031 entgegenstehen.
 
1.) Wenn Wuppertal die Region zu einer Kreis - Gartenschau einladen würde, dann wäre die für die BUGA vorgesehene Fläche sicher hervorragend geeignet: Klein, überschaubar, ein schöner Nachmittagsbesuch mit Kaffeetrinken. Und nach der Kreis- Gartenschau wäre der kleine Park ohne Parkplätze ein Geschenk für die umliegenden Hochhausbewohner zum Ausführen ihrer Hunde.
 
Doch für eine Bundesgartenschau sind die zwei Wiesen und das Gelände einer alten Gärtnerei in ihrer Winzigkeit völlig unpassend und eine Enttäuschung für die Besucher.
Die Fläche des Kernareals Alte Gärtnerei beträgt 250 m mal 200 m, also 5 Hektar. Darauf ist auch das Restaurant (mit Nebenflächen) und wahrscheinlich ein Betriebshof unterzubringen. 
 
Durch schmale Wege erreicht man in 150 m Entfernung östlicherseits eine weitere Arealfläche von ca. zwei Hektar und westlicherseits eine Fläche von ca. drei Hektar, auf der die Empfangshalle für die Besucher und evtl. ein Übergang über die Gleise zum Park&Ride Platz gebaut werden soll. 
 
Eigentlich sollte auf dem alten Lokschuppenareal eine moderne, grüne Hausarchitektur ein Highlight für die BUGA-Besucher sein. Doch inzwischen wird der Investor Clees dort seine geplanten Häuser in ziemlich kompakter Bauweise bauen und dieses Gelände gehört nicht mehr zur BUGA. Damit fallen ca. zwei Drittel der Fläche des Lokschuppenareals als BUGA-Fläche weg. Die eh schon kleine Gartenschaufläche im Tescher Loch, die ja ursprünglich einmal von der Bahnstraße aus bis zur Gärtnerei reichen sollte, ist also noch einmal deutlich geschrumpft. 
 
Ein Skater-Sportpark und eine Bühne für Veranstaltungen sollen über einen Brückenübergang über die Nordbahntrasse zu erreichen sein. 
 
Damit umfasst die Fläche für die Blumen und Gartenschau im Hauptareal 1 einen Umfang von weniger als 10 Hektar. Das ist deutlich geringer als der Umfang bei bisherigen Bundes- und Landesgartenschauen. Wuppertal würde die kleinste BUGA seit 1954 bauen: Das wäre kein überregionaler Anziehungspunkt, sondern eine Blamage bei den BUGA-Besuchern, die ganz andere Größenordnungen gewöhnt sind und für ihren teuren Eintritt auch erwarten
 
2.) Die Ausstellungsfläche im Areal 2 Grüner Zoo wurde lt. Machbarkeitsstudie 3 gekürzt auf 1,1 Hektar, was im wesentlichen einer Blumenfläche im Eingangsbereich und den Wegeflächen im Zoo entspricht. Die Investition in Areal 2 reduziert sich damit auf eine Renovierung der Wege. Für eine Gartenschau würde es sich damit aber verbieten, vom Zoo als von einem Gartenschauareal zu sprechen. Es ist sehr fraglich, ob von weither anreisende Gartenschaubesucher von einem Zoobesuch ohne deutliche Gartenschauelemente begeistert sind.
 
3.) Zwei weitere Gartenschauelemente von jeweils drei bis fünf Hektar sind vorgesehen rings um die beiden Brückenköpfe Königshöhe und Kaiserhöhe. Durch den Schutz des Baumbestandes auf der Königshöhe und durch die steile Lage des Brückenkopfes auf der Kaiserhöhe haben diese beiden Areale aber nur sehr wenig Potential für Mustergärten einer Gartenbauausstellung.
 
4.) Das Erlebnis einer Wuppertaler Bundesgartenschau wäre sehr beeinträchtigt durch die Zerteilung der Ausstellungsflächen auf mehrere weit voneinander entfernte kleine Areale, die jeweils zum Erreichen das Benutzen öffentliche Verkehrsmittel mit langen Zwischenwegstrecken, mit Staus durch begrenzte Kapazität und mit der Hektik des ÖPNV nötig machen. Eine Verärgerung der Besucher mit weitgehend älterem Altersdurchschnitt kann man leicht voraussehen. Dabei werden die sicher nicht wenigen Besucher, die sich nicht trauen, die Hängeseilbrücke zu betreten, im Besonderen darüber verärgert sein, dass ihnen der Besuch der Ausstellungsbereiche auf der gegenüberliegenden Kaiserhöhe verwehrt ist.
 
5.) Sehr begrenzte extrem stauanfällige Straßenverhältnisse in Vohwinkel und Sonnborn sorgen bei vielen Besuchern mit Autos und mit Reisebussen für lange Wartezeiten kurz vor dem Ziel. Danach sind weite Wege von den Parkplätzen und weite Wege zu den Eingangsstellen der BUGA angesagt.  Bei der Zufahrt von der A 535 zum Parkplatz Buntenbeck wie nachmittags bei der Abfahrt ist das Wiedener Kreuz eine heute schon sehr überlastete Engstelle. Zusätzlich 1400 Autos zwischen 16.00 Uhr und 18.00 Uhr können nicht verkraftet werden, da heute schon am Nachmittag pro Ampelphase mehr als 30 Autos, LKWs und Busse von der Bahnstraße auf die Düsseldorfer Straße geschleust werden.
 
6.) Es gibt keine naheliegenden Busparkplätze, um sicher und einfach am Abend seinen Bus wiederfinden zu können. BUGA-Besucher in Bussen gehören oft zur älteren Generation. Für diese ist ein leichtes und sicheres Wiederfinden des Busses extrem wichtig. Da Wuppertal keine Busparkplätze besitzt, wo die Busse vom Aussteigen bis zum Wiedereinstieg am Abend stehen bleiben können,  werden viele Besucher große Schwierigkeiten haben, ihren Bus wiederzufinden. Das gilt vor allem dann, wenn die Busse an der einen Stelle (z.B. am Eingang Tescher Loch) aussteigen lassen und die Besucher am Abend irgendwo am Zoo wieder aufnehmen sollen. 
 
7.) Geworben wird für die BUGA häufig mit Bildern von einer langen und  durchhängenden "Hängeseilbrücke im tibetischen Stil". Diese Brücken sind nur seitlich in den Talrändern verankert. So sind die Publikumsrenner im Harz, in Willingen, im Hunsrück, in Reutte/Tirol und in Hof /Bayern konstruiert. Diese Brücken sind für Deutschland neu und einzigartig und deshalb touristisch interessant.
 
In Wuppertal ist aber eine andere Konstruktion geplant, die einer normalen Rheinbrücke im kleineren Maßstab ähnelt: Die Brücke hängt bei einer Spannweite von ca. 700 m mit Seilen an den Hauptseilen zwischen den Spitzen von zwei 50 m hohen Pfeilern, Pylonen. Das ist nicht das, was Menschen von einer Hängeseilbrücke im tibetischen Stil erwarten und dürfte deshalb touristisch eher uninteressant sein, halt eine normale Brücke. 
 
8.) Leider haben ja seit Jahren OB und Verwaltung die Öffentlichkeit nicht über die Lösungen der öffentlich gemachten Schwierigkeiten beim Brückenbau informiert. Insoweit ist unklar, ob es Lösungen für die folgenden Problem des Brückenbaus gibt.
 
  • 8.1.) Vom Umspannwerk Westende bis zur Straße Kondorweg auf dem Nützenberg gibt es eine 110 kv- Hochspannungsleitung, die unter der Brücke verläuft. Die Hängeseilbrücke überquert diese Leitung. Das ist einzigartig in Deutschland, dass Fußgänger oberhalb einer solchen gefährlichen Leitung gehen und von oben Gegenstände wie Seile, Ketten oder leitfähige Flüssigkeiten auf die Leitungen werfen könnten. Die Stadtwerke WSW haben im Mai 2024 an die Stadt geschrieben, dass sie aus Gründen der Gefährlichkeit für Personen und für die Stromversorgung im Westen Wuppertals diese Brücke für nicht genehmigungsfähig halten.
     
  • 8.2.) Ein sicherer Schutz der Leitungen gegen von oben geworfene Gegenstände oder Flüssigkeiten würde, wenn er überhaupt technisch möglich wäre, die Installation eines optisch sehr wuchtig wirkenden dichten Netzes erfordern. Bilder mit solchen Schutznetzen zerstören die Leichtigkeit und Eleganz der Brücke und wären deshalb kontraproduktiv für die Öffentlichkeitswirkung dieser Brücke als stadtbildprägend.
     
  • 8.3.) Die Brücke wird über bewohnte Gebäude und Gartengelände führen müssen. Wie vor Jahren bei der Seilbahn Küllenhahn dürfte dafür eine Genehmigung sehr schwer zu erreichen sein, da Wohnung und Garten durch das Grundgesetz GG Art. 13 geschützt sind. Da die Hängeseilbrücke verkehrlich nicht notwendig ist, sondern alleine dem bezahlten Vergnügen der Besucher und dem Gewinnstreben des Eigentümers bzw. der Stadt dient, ist eine Enteignung der Anwohner oder der Hausbesitzer nach dem Enteignungsgesetz NRW nicht möglich (EEG NRW § 4 Enteignung nur zulässig, wenn dem Wohl der Allgemeinheit dienend).
     
  • 8.4.) Die Brücke soll unmittelbar neben oder über einem Gelände gebaut werden, das seit 2025 der BAYER AG gehört. Die Brücke schränkt die Nutzungsfähigkeit dieses Geländes für Zwecke der BAYER AG ein. Wichtig ist die Störfallproblematik, denn nur ca.  600 m von der Brücke entfernt werden Kesselwagen der Bahn in das bayereigene Rohrnetz entladen. Außerdem stehen in unmittelbarer Nähe Werke mit Anlagen für chemische Prozesse. Sollte es hier irgendwo zu einem Störfall (Brand etc.) kommen, würden die entstehenden (giftigen) Brandgase etc. bei der vorherrschenden Windrichtung gen Osten in Minutenschnelle die Brücke bzw. Teile davon erreichen. Da die 1,8 m breite Brücke für gleichzeitig 1000 Besucher zugelassen sein soll, wäre eine Evakuierung nur für sehr wenige Besucher möglich. Angesichts von Panik und Stolpern könnte die Brücke leicht zur Todesfalle für hunderte Besucher werden.
     
  • 8.5.) Die Hängeseilbrücke überspannt u.a. eine national wichtige ICE-Bahnstrecke, die Schwebebahn und eine Bundesstraße mit Bus-, Auto- und Fußgängerverkehr. Herabfallende oder geworfene Gegenstände (z.B. Schlüsselbunde, Handys) können aus mehr als 100 m Höhe zu tödlichen Geschossen werden. Schutzbauten von der Bahnstrecke bis zur Vogelsauer Treppe und über allen bewohnten Flächen würden eine stark stadtbildbeeinträchtigende katastrophale Wirkung haben. Für eine touristische Brücke ist eine solche Verschandelung des Stadtbildes undenkbar. Die Netze würden den Eindruck von  Leichtigkeit einer zierlichen Brücke zerstören.
 
9.) Die Stadt selbst hat bei der Kanzlei Redeker ein juristisches Gutachten über das Genehmigungsverfahren der Hängeseilbrücke in Auftrag gegeben. 
Darin warnt die Kanzlei u.a.  vor zwei Gefahren für das Genehmigungsverfahren: 
 
  • 9.1.) Bei zu erwartenden Einsprüchen von u.a. Anwohnern oder der Firma BAYER AG würden Gerichtsverfahren in den dann üblichen zwei Instanzen mit jeweils zwei Jahren eine Verfahrensdauer von vier Jahren beanspruchen. Das Verfahrensende nach dem Beschluss des Bauleitverfahrens 2027 würde also über die BUGA 31 hinaus dauern. Der OB wendet dagegen ein, dass man auch bei Einspruchsverfahren trotzdem direkt bauen könne. Ob diese Rechtsauffassung stimmt und ob ein sehr teurer Bau für Freizeitaktivitäten bei offenen Rechtsfragen sinnvoll und verantwortbar ist, kann ich nicht ermessen.
     
  • 9.2.) Die Kanzlei Redeker weist darauf hin, dass in NRW Verkehrswege nur dann die Privilegien öffentlicher Wege (Brücken über Bahnstrecken) in Anspruch nehmen können, wenn sie kostenlos öffentlich nutzbar sind. Das ist aber bei dieser Brücke nicht der Fall, denn es muss entweder Eintritt im Eintrittspreis für die BUGA bezahlt werden oder nach der BUGA 31 muss Eintritt direkt an der Brücke entrichtet werden. In NRW (anders als in Bayern mit Mautstraßen) gibt es keine Rechtsgrundlage für zu bezahlende öffentliche Straßen.
     
  • 9.3.) Die Stadt Wuppertal sollte sich sehr gut überlegen, ob sie mit der Bayer AG in einem Verfahren für die Brücke streitet. Selbst wenn die örtlichen Vertreter der BAYER AG sich mit der Stadt über die Brücke einigen könnten, wird die endgültige Entscheidung über einen solchen Eingriff in die Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten der BAYER AG auf einer höheren nationalen oder internationalen Ebene mit anderen Sichtweisen und Interessen gefällt. Meines Erachtens bekäme BAYER durch eine solche Hängeseilbrücke unmittelbar neben dem Werksgelände keinerlei Vorteile, würde aber erhebliche Nachteile tragen müssen.
     
  • 9.4.) Eine juristische Auseinandersetzung mit der BAYER AG beinhaltet für Wuppertal noch eine ganz andere Gefahr: Dass bei einer Auseinandersetzung der Vorstand der BAYER AG die Produktionsschritte aus Wuppertal angesichts des hier sehr eingeengten Werksgeländes verlegt und z.B. attraktivere Konditionen für einen Neubau am Werk Kansas/USA den Ausschlag für eine Schließung des Werks in Elberfeld geben. Befürchtungen für einen solchen Schritt gab es in den letzten vierzig Jahren etliche. 
     
10.) Zoo und BUGA
 
  • 10.1.) Wird es nicht zu einer Überforderung des Zoos durch die BUGA kommen, da der Zoo normalerweise bis zu 6 000 Besucher am Tag zählt, dann aber in der Hochsaison mit zusätzlich bis zu 40 000 Besuchern völlig überfordert sein wird?
     
  • 10.2.) Wird der Zoo nicht 2031 für normale Zoobesucher (Eltern und Großeltern mit Kleinkindern) zum abschreckenden Ort, so dass sie lieber auf andere Zoos ausweichen? Die Menge meist älterer BUGA-Besucher verdrängt die Sichtplätze für kleine Kindern. Auch die Parkplatzfrage dürfte normalerweise ohne komplizierte Vorbestellung eines Parkplatzes, wenn es noch einen gibt, nicht lösbar sein.
 
 
11.) Realisierungsmöglichkeiten: Überlastung der Kapazitäten der deutschen Bauindustrie durch den Militär-Wumms von mehr als einer Billionen €
Eine schwere Problematik dürfte seit kurzem mit der finanziellen Unterstützung des Militärs in hohen Milliarden- bis Billionensummen dazugekommen sein. Wer soll das alles bauen? Werden nicht die Baupreise in die Höhe schießen angesichts des begrenzten Potentials der Bauindustrie? Werden zeitlich eingeschränkte Aufträge überhaupt verwirklicht werden können? Wird die Politik nicht den Militäraufträgen den Vorrang einräumen? 
 
Rostock hat 2022 drei Jahre vor der dort für 2025 geplanten BUGA die Segel gestrichen und die BUGA abgesagt. Fehlende Fachkräfte im Bausektor und im Planungsbereich waren eine Ursache dafür, dass die BUGA nicht realisiert werden konnte. Auch Mannheim hat bei der BUGA 2023 ein Highlight, die Unterwasserwelt, statt vor Beginn der BUGA erst kurz vor Toresschluss der BUGA eröffnen können. Wuppertal dürfte angesichts der politischen Wende noch erheblich größere strukturelle Probleme als Rostock und Mannheim erwarten.
 
12.) Finanzen
  • 12.1) Der frühere Oberstadtdirektor Dr. Slawig als der beste Kenner der städtischen Finanzen hat im Gegensatz zum OB von Anfang an die BUGA als für Wuppertal nicht finanzierbar bezeichnet. Angesichts der absehbar kommenden Haushaltsbeschränkungen dürfte er Recht behalten. Es ist sehr fraglich, ob bei einer für Wuppertal absehbaren Wirkung des "Haushaltssicherungsgesetzes" die Bezirksregierung die Kosten für die BUGA genehmigen wird.
     
  • 12.2.) Die Eigenbeteiligung der Stadt liegt von Anfang an bei 70 Mio.€, nach der letzten Machbarkeitsstudie (S. 45) sogar bei 73 Mio. €. Wenn in der Öffentlichkeit (und in städtischen Verlautbarungen) seit kurzem immer wieder von 37 Mio. € und möglichen zusätzlichen Förderungen gesprochen wird, dann ist das nur der Anteil der stadteigenen Kosten am Investitionshaushalt. Der feststehende städtische Eigenbeitrag in etwa der gleichen Höhe am Durchführungshaushalt (ca. 50 Prozent von 70 Mio. €), bei dem keine  Förderungen möglich sind, wird hier als auf die Wuppertaler zukommende Kosten unterschlagen.
     
  • 12.3.) Die Eintrittsgelder einer BUGA liegen momentan bei ca. 28 bis 30 €. In Wuppertal müssten zusätzlich die Kosten für die Seilbahn, für die Brücke und für den Zoo eingerechnet werden. Diese Kosten als Einzeleintritte dürften momentan zusammen zusätzlich ca. mindestens 32 € (6€, 8 €, 18 €) ausmachen. Das ist für Besucher unbezahlbar und auch für ein Tageserlebnis nicht adäquat.
     
  • 12.4.) Egal wie hoch die endgültigen Eintrittspreise 2031 wären, wären sie für viele Wuppertaler nicht bezahlbar. Ein Drittel der Wuppertaler Kinder lebt in auf Sozialhilfe angewiesenen Familien, für die jeder BUGA -Eintritt nicht leistbar wäre. 
     
  • 12.5.) Es ist fraglich, wie attraktiv eine Dauerkarte (Mannheim 2023:  130 € im VVK, normal 145 €) für viele Wuppertaler und Besucher aus der Region angesichts der Winzigkeit des BUGA-Geländes wäre.
     
  • 12.6.) Bei der Entscheidung vieler Wuppertaler für eine BUGA dürfte es eine große Rolle gespielt haben, dass durch ein Gutachten aus der UNI angedeutet wurde, dass eine BUGA das sechsfache des städtischen Eigenbeitrages wieder als Investitionen, Steuern etc. in die Stadt einbringen könnte.
    Einen solchen Erfolg dürften aber nur BUGAs gehabt haben, bei denen durch die BUGA riesige Investitionsflächen neu zur Verfügung gestellt hat: Z.B. Hafenzuschüttung zur BUGA 2019 in Heilbronn mit Hafennebenflächen, die jetzt für die Automobilzulieferindustrie neben Audi Neckarsulm Gold wert sind. Die BUGA 2031 bringt für Wuppertal nicht einen einzigen neuen Quadratmeter für Immobilien, etc! Wie, wo, warum und durch wen soll dann fast eine halbe Milliarde € (438 Millionen € = 6 mal 73 Mio. € städtischer Eigenbeitrag) in Wuppertal investiert werden?? Nicht einmal die Clees-Investitionen im Neubaugebiet Lokschuppenareal sind Erfolge der BUGA- Planungen, denn lange vor den BUGA-Überlegungen hatte der Investor Clees dieses Gelände schon gekauft.
     
  • 12.7.) Als größtes Geschenk für die Bevölkerung durch die BUGA wird z.B. der Radrundweg um Wuppertal angepriesen. Doch dieses Projekt von BUGA plus muss alleine (!) die Stadt planen, bauen und finanzieren, denn BUGA plus ist zusätzlich und wird nicht von der BUGA-Gesellschaft verwirklicht. Also: Wenn die Stadt nicht 73 Mio. € für die BUGA als Eigenbeitrag leisten müsste und zusätzlich die Kosten für den Radrundweg anfielen, könnte man ohne BUGA den sinnvollen Radrundweg leichter in nächster Zeit selbst verwirklichen. Zusätzlich zur BUGA ist seine Verwirklichung mit mehreren (zig ?) Mio. € äußerst unsicher.
     
  • 12.8.) Fördergelder werden normalerweise nur bewilligt, wenn die Ergebnisse etliche Jahre lang (mindestens zehn Jahre?) die städtische Struktur stärken. Müsste Wuppertal evtl. Fördergelder zurückzahlen, wenn z.B. die Hängeseilbrücke sich als "touristisches Highlight" finanziell nicht trägt und wenige Jahre nach der BUGA abgerissen wird oder die Seilbahn alleine für die Zoobesucher völlig überdimensioniert ist und die Fahrt auf die Königshöhe so gut wie niemand nutzt? Was passiert mit der Brücke am Areal 1 über der Nordbahntrasse als nach der BUGA ohne die Eingangszäune völlig überflüssige Investition?
     
  • 12.9.) Um die städtischen Kosten zu entlasten, hat man den Förderverein Bundesgartenschau e.V. gegründet mit der Maßgabe, jährlich etliche € durch Förderungsbeiträge der Mitglieder, z.B. der Wirtschaft, zu den Kosten der BUGA  zuzuschießen.
    Nun gehören zu den Förderern auch städtische Tochtergesellschaften wie die Stadtsparkasse, die Stadtwerke WSW, die Abfallwirtschaftsgesellschaft etc. In der Öffentlichkeit wird nicht bekanntgegeben, wieviel Gelder aus der Privatwirtschaft  und wieviel Gelder aus den Töpfen städtischer Tochtergesellschaften kommen, also aus der öffentlichen Hand. Besteht hier die Gefahr einer verbotenen Querfinanzierung zur Entlastung des städtischen Etats? 
 
 
13.) Stadtpolitischer Hintergrund 
13.1.) Früher Hintergrund
Nach etlichen Vorschläge in den letzten Jahrzehnten hat OB Mucke die Pläne konkretisiert, ohne allerdings das eigentliche Ziel einer BUGA zu kennen: Die grüne Revitalisierung städtischer Brachflächen. Muckes Argument: "Wuppertal ist deutschlandweit die Stadt mit den meisten Parks und Grünflächen, und deshalb bestens geeignet für eine BUGA!" war ein fataler falscher Ausgangspunkt für BUGA-Planungen, denn Wuppertal hatte keine großen Brachflächen zur Verfügung. 
Die dann zuerst ins Auge genommene Fläche in Vohwinkel zwischen der Bahnstraße und den Eisenbahndämmen unten im Tescher Loch hätten sich wunderbar als große Fläche für einen neuen Erholungspark geeignet, doch der besitzende Landwirt sah verständlicherweise seine Existenz gefährdet und hatte einen Verkauf oder eine Verfügungstellung dieses Geländes für eine BUGA kategorisch ausgeschlossen. Dieses Gelände wäre auch keine neu zu erschließende Brache gewesen, sondern ist eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Fläche.
Der Verlust dieser Fläche für die BUGA wurde der Öffentlichkeit aber nicht bekannt gegeben, so dass man die BUGA-Überlegungen sinnvollerweise insgesamt in Frage hätte stellen können,  sondern man entwarf mit der Machbarkeitsstudie II als neue BUGA-Fläche die "Alte Gärtnerei" und eine Wiese zwischen den hohen Bahndämmen im Tescher Loch. Dazu hat man mit dem Investor des Lokschuppenareals Clees verabredet, dass er bis zu BUGA 2031 nur einen Teil seines Areals als "grüne Mustersiedlung" innerhalb der BUGA-Ausstellung baut und er sein übriges Gelände der Gartenausstellung zur Verfügung stellt, um dort erst nach 2031 mit dem Bau der Gebäude beginnen wird.
 
13.2.) Nach dem Beschluß des Rates zur BUGA im November 2021 hat  eine Bürgerinitiative "Königshöhe" erfolgreich Stimmen gesammelt, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen. Bei diesem Bürgerentscheid im Mai 2022 entschieden sich 18,3 Prozent der Abstimmungsberechtigten für die BUGA, 17,9 Prozent dagegen und nahezu zwei Drittel der Bevölkerung hat die BUGA so wenig interessiert, dass sie sich an der Abstimmung nicht beteiligten.
Für den OB war dieses knappe Abstimmungsergebnis trotzdem Auftrag der Bürger, die BUGA durchzuführen
Die BUGA wurde auch anschließend bis heute nicht mehr öffentlich diskutiert und soll nach Meinung des OB auch nie mehr diskutiert werden müssen. Sie soll von der Stadtspitze organisatorisch so durchgezogen werden. Dass 81,7 Prozent der Wuppertaler Abstimmungsberechtigten nicht für eine BUGA gestimmt haben, soll so nicht zählen.
 
13.3) Die Bürgerinitiative Königshöhe hat sich einzig auf die für eine BUGA und eine Hängeseilbrücke nötigen Eingriffe im Landschaftsschutzgebiet Königshöhe konzentriert und so in der Presse und Politik das erfolgreiche Gegenargument zugelassen: "Die kämpfen für ihre Bäume, aber wir wollen das Beste für die ganze Stadt." (Politischer Vorwurf des Egoismus: NIMBY "Not In My BackYard", dt: St. Floriansprinzip.) Die Niederlage der BI war so erwartbar. 
 
13.4.) Der OB hatte kurz vor dem Bürgerentscheid bei einer Versammlung der Bürgervereine und Bezirksvertretungen sehr intensiv für die BUGA geworben und Projekte in mehreren Stadtteilen in Aussicht gestellt. Daraus hat sich wohl einzig der Wuppertaler Radrundweg als auf Kosten der Stadt realisierbar herausgestellt.
 
13.5.) Leider war die Begeisterung für die BUGA so groß, dass die Gegenargumente keinerlei Gehör fanden. Noch im Frühjahr 2024 hat die BV Vohwinkel es fast einstimmig abgelehnt, die Bürger zu einer Diskussionsveranstaltung zur BUGA einzuladen. Das gleiche entschied kurz darauf auch der Beirat für die BUGA. Seit Beginn der BUGA-Diskussionen vor sieben Jahren hat es keine einzige Diskussion mit der Öffentlichkeit gegeben.
Eine BUGA ohne intensive Beteiligung und Zustimmung der Bürger widerspricht den Grundsätzen der Deutschen BUGA-Gesellschaft und macht eine erfolgreiche Durchführung einer sehr teuren BUGA unrealistisch.
 
13.6.) Wer die begeisternden Zustimmungen zu den BUGA-Planungen (Z.B. auf der Seite des Fördervereins)  aufmerksam liest, kann schnell merken, wie stark globale Lobeshymnen hier in den Vordergrund gestellt werden: Sensationelle Fortschritte für Wuppertal und die ganze Region. Doch solche Lobpreisungen entpuppen sich bei näherem Nachdenken schnell als realitätslose Illusionen. Ein herausragendes Beispiel für solchen fehlenden Realitätsbezug ist die oben (siehe oben 12.6.) beschriebene Illusion, für jeden städtischerseits investierten Euro würde man durch die BUGA sechs Euro wieder einnehmen können. Der bei vielen fehlende Realitätsbezug ist m.E. eine schlimme Konsequenz der fehlenden öffentlichen Diskussion über die BUGA.
 
13.7.) Der OB hat alle Fäden für die BUGA selbst in die Hand genommen. Organisatorisch in der Verwaltung ist alles für die BUGA Wichtige ihm direkt unterstellt. Er sieht den knappen Ausgang der Bürgerbeteiligung als Auftrag und Erlaubnis, die BUGA so durchzuziehen. Eine weitere Diskussion mit den Bürgern auch nach den vielen Änderungen und Verkleinerungen der Areale lehnt er strikt ab, obwohl immer wieder behautet wurde, die Bürger würden intensiv in die Meinungsbildung mit einbezogen werden. Aber nichts passiert in dieser Hinsicht. Nur die gesetzlich vorgeschriebenen Bürgeranhörungen zur Brücke und zur Seilbahn sollen im Juni/Juli 2025 stattfinden. 
Der OB hat 2025 öffentlich die Meinung vertreten, dass die Wege zur BUGA unumkehrbar seien. Wie er das nach dem Rücktritt Rostocks nur drei Jahre vor der BUGA2025 behaupten kann, ist mir ein Rätsel. Dass der OB Anfang 2025 seinen eigenen Rücktritt von einer Kandidatur für eine weitere Amtsperiode bekannt gegeben hat, deutet meines Erachtens sehr stark an, dass er selbst eine Durchführung der BUGA nicht mehr für wahrscheinlich hält. Die Konsequenzen tragen nun seine Nachfolger. 
 
 
14.) Zusammenfassung und Ausblick:
Ziele Wuppertals für die BUGA sind vor allem werbeträchtige Eindrücke der Besucher, die zum Wiederkommen und zum Weitererzählen positiver Erlebnisse animieren sollen. Die BUGA als solche hinter den Eingangstoren wird auch durch die Teilnehmerwettbewerbe erfahrungsgemäß interessant und ansprechend sein.
 
Aber in Wuppertal: Die Winzigkeit der Ausstellungsfläche, die katastrophale beengte Verkehrssituation im Westen Wuppertals zusammen mit dem Neubau des Sonnborner Kreuzes, die dadurch verursachte Verärgerung der Einwohner über die BUGA-Gäste, die fehlenden Busparkplätze, die entfernten PKW-Parkplätze mit aufwendigen Shuttle-Bussen, die auch im Stau stehen, die mühsamen Zwischenwege zwischen den Ausstellungsarealen, die fast völlig fehlende Gastronomieinfrastruktur in Vohwinkel und Sonnborn, das nicht zu verwirklichende Einkaufserlebnis in Elberfeld mit alleine Kettenläden, ... das alles und noch viel mehr zerstört die werbeträchtigen Ziele Wuppertals für die BUGA. 
 
Zu erwarten sind viele abwertende und hämische Kommentare in der Presse und in den sozialen Medien über die Winzigkeit des Geländes und über das schlechte BUGA-Erlebnis gegenüber anderen Gartenbauausstellungen. Im Hintergrund werden viele die Wuppertaler BUGA mit der IGA 2027 im Ruhrgebiet vergleichen. 
Selbst normale Besucher ohne die Erfahrungen mit anderen Gartenschauen werden ihre schlechten Erfahrungen mit zeitraubenden Staus, mit Enttäuschungen, mit Verwirrungen durch die unterschiedliche Kernareale und ihre Verkehrsverbindungen etc. schnell durch die sozialen Medien verbreiten und nicht selten vermutlich vor dem Besuch Wuppertals warnen.
 
Selbst wenn, was nicht sehr wahrscheinlich ist, die Hängeseilbrücke und die Seilbahn rechtzeitig fertig werden würden, wären die negativen Eindrücke und Erfahrung für viele Besucher so entscheidend, dass die BUGA das Ziel einer Werbung für Wuppertal weit verfehlen würde. Eine Menge negativer "Schmäh"-Werbung wäre viel wahrscheinlicher.
 
So würde die BUGA 2031 zum sehr teuren Desaster für Wuppertal werden. Imagezerstörung statt Imagepflege!
 
Autor: Manfred Alberti, manfredalberti@hotmail.com
 
p.s. Dieser Artikel ist auch zu lesen auf meiner website  www.manfredalberti.de in dem Kapitel 0.0.22.. Ich würde mich freuen, wenn dieser Artikel an Interessenten weitergegeben würde. 
Neue Informationen oder die Korrektur von Fehlern, auf die ich dankenswerterweise (!) aufmerksam gemacht werde, werde ich dort einarbeiten. 
Auf dieser Website können Sie auch nähere Informationen zu einzelnen Themen dieses Schreibens finden.
 
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Ergänzungen
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16.) Leserbrief in der WZ vom 28.05.2025
 
Leserbrief zu "In der Politischen Runde überwiegt der Buga-Optimismus"  WZ 14.05.2025   S.16
 
Mit welchen Illusionen sollen die Wuppertaler noch für die BUGA geworben werden? Der Wuppertaler Eigenbeitrag liegt laut S. 45 der aktuellen Machbarkeitsstudie bei 71,45 Mio. € und nicht bei 20 Mio. €. Dass die BUGA in Mannheim ein Plus von 1,2 Millionen € erwirtschaftet hat, bedeutet nur, dass der städtische Eigenbeitrag von 68 Mio. € reduziert werden konnte. Wenn eine BUGA Investitionen in der Höhe vom bis zum sechsfachen des Eigenbeitrages anlocken kann, dann vor allem dadurch, dass durch eine BUGA riesige Flächen für Gewerbe- und Wohnbebauung entstanden sind. Wuppertal bekommt aber nicht einen einzigen Quadratmeter neue Immobilienfläche. Wie sollen da 429 Mio. € fremde Investitionen durch die BUGA aktiviert werden? Teuer bezahlte Illusionen sollte sich Wuppertal nicht leisten.
 
Manfred Alberti

 

 

 

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