Halbe Informationen täuschen
Die online-Seite von Radio Wuppertal meldete am 29.April 2022, dass die Stadt sich gegen eine Rechnung der BUGA-Gegner wehrt, dass die BUGA mehr kosten würde als die geplanten 71 Mio. €. U.a. gäbe es "schon zwei Interessenten für den Betrieb der Seilbahn im Zoo. Die würde die Stadt folglich nichts kosten." Außerdem könnte man bei einem Überschreiten des Limits von 71 Mio. € externe Geldgeber suchen oder von Teilprojekten der BUGA Abschied nehmen.
Beim Lesen solcher Meldungen sollte die Öffentlichkeit aber einige Hintergründe kennen, die die BUGA-Kosten in einem deutlich anderen Licht erscheinen lassen.
So hat schon die Machbarkeitsstudie II auf Seite 115 darüber informiert, dass in den 70,9 Mio. € noch kein einziger Euro für Grundstückskäufe eingeplant ist. Da aber sowohl im Tescher Loch als auch auf der Königshöhe große Teile des Geländes in Privatbesitz sind, könnte ohne teure Grundstückskäufe keine BUGA stattfinden. Es muss also deutlich teurer werden.
Seilbahnunternehmen sind keine Wohltätigkeitsvereine für Städte. Die Seilbahn kann also nicht kostenlos sein, wie die Stadt schreibt. In der Presse gab es vor einiger Zeit Informationen, die auf folgendes Modell hinauslaufen würden: Die Seilbahngesellschaft darf nach 2031 zehn Jahre lang die Bewirtschaftung der Seilbahn und (!) der von den Bürgern Wuppertals gebauten und bezahlten Brücke übernehmen. Das bedeutete, über die dort erzielten Brückeneintrittspreise und über eine Seilbahnbenutzungsgebühr nach der BUGA 2031 könnte das Seilbahnunternehmen seine Kosten einspielen und vielleicht sogar zehn Jahre lang üppige Gewinne erzielen.
Der Bürgerentscheid beruht nur auf den Daten der Machbarkeitsstudie. Unmittelbar nach dem Bürgerentscheid am 29. Mai sollen Verträge zwischen Stadt und BUGA-Gesellschaft abgeschlossen werden, die dann ebenfalls nur auf einer Umsetzung der Machbarkeitsstudie mit einigen kleineren Abweichungen beruhen können. Alle über die eingeplanten 2,38 Mio. € für die "BUGA im Quartier" hinausgehenden Pläne und Ideen für die Gesamtstadt Wuppertal müssen aus neuen zusätzlichen Quellen finanziert werden. Sie werden nicht durch den BUGA-Etat realisiert werden können.
Momentan wird für die BUGA mit der Information geworben, dass bei anderen BUGAs (wo?) für jeden von der Stadt investierten Euro zusätzlich sechs Euro von privaten Investoren und Zuschussgebern wie dem Land eingeworben worden sind. Was hieße das für Wuppertal? Zu 70,9 Mio.€ Investitionen durch die Stadt könnten 425 Mio. € private Investitionen einschl. Landeszuschuss kommen. Demnach würde die BUGA 496 Mio. € Investitionen auslösen können. Wer soll da was und wo investieren? Welcher kühle Rechner würde für eine einzige Millionen fremder Gäste (eine Mio. Besuche kommen ja aus Wuppertal selbst) pro Gast 496 € an Investitionen für gut und sinnvoll und ertragreich halten??? Solche Vergleiche sind eine reine Phantasterei, um den Bürgern die Chance einer positiven BUGA vorzugaukeln.
So steht als drängende Grundfrage für die BUGA 2031 folgende Frage im Raum: Was bleibt realistischerweise von den BUGA-Planungen ohne Tescher Wiesen und ohne Hängeseilspaßbrücke und ohne den inzwischen gestrichenen Waldpark Kaiserhöhe noch übrig? Ohne Brücke wäre auch die obere Seilbahnhälfte völlig überflüssig, denn ein Waldpark Königshöhe mit einigen Staudengärten und mit dem Musterfriedhofsgelände rechtfertigt diese lange Seilbahn nicht.
Als für Wuppertals Infrastruktur vielleicht sinnvolle Investitionen aus den 70 Mio. € Wuppertaler Eigenbeitrag blieben nach der BUGA lediglich 1.) der zusammengestückelte Park unterhalb der Tesche zwischen den Bahndämmen, 2.) der vergrößerte Sportpark am Homanndamm, 3.) eine Brücke vom Lokschuppengelände über die Gleise Richtung Schwebebahnstation Bruch und 4.) einige Aufhübschungen im Grünen Zoo übrig.
Mehr nicht - für 70 Mio. € städtische Investitionen und 35 Mio. € Landeszuschuss! Dazu eine Veranstaltung 2031, bei der etliche der erwarteten eine Million auswärtiger Gäste wegen der Mini-BUGA zwischen hässlichen Bahndämmen und wegen der mangelhaften Mobilitätsinfrastruktur enttäuscht und frustriert Wuppertal den Rücken kehren. Negatives Image statt Tourismuswerbung!
Darum besser heute ein JA zum AUS für die BUGA, als irgendwann nach Abschluss der Verträge im Frühsommer 2022 einen Ausstieg aus den unrealistischen und unrentablen BUGA-Plänen teuer bezahlen zu müssen.
Manfred Alberti
www.manfredalberti.de
manfredalberti@hotmail.com