Schreiben an die WZ, deren Redakteurin Katharina Rüth am 21.August 2025 einen Bericht über eine Führung für sie persönlich über das Gelände des Areals 1 unterhalb der Tesche veröffentlichte.
Vorbemerkung 1: Geschichte der BUGA-Idee in Wuppertal
Vermutlich ist Frau Rüth nicht von der Bahnstraße oberhalb von Vohwinkel durch die Straße "Grünewald" zum BUGA-Gelände gefahren. Schade, denn an dieser Straße von der Bahnstraße bis hinunter zu den
Bahndämmen lag das ursprünglich geplante BUGA-Areal. Auch nicht ganz ursprünglich, weil die BUGA eigentlich eine rekultivierbare Brache gebraucht hätte, die Wuppertal aber nirgendwo hatte. Aber
dieses Gelände wäre für einen Park, angemessen für eine BUGA, ideal gewesen: Ausreichend groß, leicht nach Süden hin abfallend, neben dem großen Lüntenbecker Wald, mit herrlichen Blicken über
Vohwinkel und das Tal der Wupper bis nach Cronenberg.
Doch der besitzende Landwirt wollte das Gelände nicht zur Verfügung stellen, weil es die Grundlage seiner beruflichen Familienexistenz ist und er dieses Gelände nach einer BUGA nicht mehr für
landwirtschaftliche Zwecke nutzen könnte. Ich habe dafür vollstes Verständnis.
Damals haben OB und Verwaltung einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie verschwiegen der Öffentlichkeit, dass die ganze vorgesehene Fläche wegfällt und sprachen immer nur
von irgendwelchen Flächen, die man ersetzen könne. Erst bei der nächsten Machbarkeitsstudie kam die Wahrheit heraus: Die ganze ideale Fläche fiel weg und man suchte zwischen den hohen Bahndämmen nach
Ersatzflächen: Die alte Gärtnerei und das Lokschuppenareal kamen ins Spiel und man konnte den Investor Clees überzeugen (Gegenleistungen?), sein (ganzes) Gelände erst nach der BUGA 2031 zu bebauen
und vorher zur Verfügung zu stellen.
Wenn nach der Weigerung des Landwirtes direkt bekannt geworden wäre, dass die ganze Fläche wegfällt, hätte es sicher eine breite Diskussion gegeben, ob man unten in den zusammengestückelten
hässlichen Flächen im Tescher Loch überhaupt eine BUGA durchführen könnte.
Doch diese Diskussion konnte man erfolgreich verhindern, indem (meiner Erinnerung nach) sehr schnell diese Ersatzflächen vom Rat als BUGA 2031 beschlossen wurden.
Vorbemerkung 2:
Die
Konkurrenzsituation für die Bewertung der Wuppertaler BUGA wird nicht die IGA Rhein Ruhr 2027 oder die Bundesgartenschau Mittelrheintal 2029 sein sondern der Vergleich
mit der im kommenden Jahr stattfindenden Landesgartenschau in Neuss 2026. Vermutlich würde das aus der Region stammende Publikum 2031 weitgehend identisch sein, so dass die Vergleichsmöglichkeiten
relativ stark gegeben sind. Neuss wird bis 2026 durch die Landesgartenschau die Pferderennbahn zu einem sehr innenstadtnahen Stadtpark mit ca. 39 Hektar Größe umbauen. (siehe
www.manfredalberti.de Kap. 0.0.25 "Peinlich für die BUGA. Landesgartenschau
2026 in Neuss. Ein Vergleich.")
Vorbemerkung 3:
Idee für eine zukünftige BUGA-Alternative:
Jenseits der Bahnstraße hinter dem jetzt geplanten Parkplatz könnte sich in Zukunft eine ideale BUGA- Alternative für die Aufarbeitung von Brachflächen ergeben: Die nicht mehr benutzten
Kalksteingruben zwischen der A 535 und Mettmann mit riesigen Flächen für den Abraum. Allein schon durch das Verfüllen des Abraums in den Steinbrüchen könnte leicht viel neuer Platz für Wohnen und
Gewerbe geschaffen werden. Da es weltweit große Mengen stillgelegter Kalksteinbrüche gibt, könnte eine BUGA mit innovativen Nutzungsideen weltweites Interesse hervorrufen.´(Konkreter:
www.manfredalberti.de Kap. 0.6. BUGA37-Alternative Kalksteinbrüche)
Thema: Die Fläche des Areal 1
Die Fläche des Areal 1 ist ein großes Dreieck, dessen beide Hauptseiten die hohen Bahndämme der ehemaligen Eisenbahnstrecken Wichlinghausen - Mettmann (ca. 600 m) und die Abzweigung "Tescher
Stich" (ca. 700 m) zum Bahnhof bilden. Die dritte Seite unterhalb der Hochhäuser "Kortensbusch" ist ca. 400 m lang.
Diese ca. 12 Hektar sind allerdings sehr bergig, sehr zerklüftet und beherbergen etliche private und öffentliche Gebäude:
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Am Tescher Stich, also entlang der Nordbahntrasse, gibt es den
Eisenbahnersportverein mit sieben Tennisplätzen, Bogenschiessanlage, Restauration, Umkleideräumen und Parkplätzen.
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Zerteilt wird das Gelände durch etwa sieben private Gebäude mit Gärten und
durch eine Abstellanlage für Wohnwagen. Dadurch sind die beiden Hauptflächen mit ca. fünf Hektar (westlicher Teil) und zwei Hektar (östlicher Teil mit Eingang zur BUGA von der Nordbahntrasse aus) nur
durch einen ca. 300 Meter langen umzäunten Umweg über den hohen Bahndamm der Mettmanner Trasse miteinander verbunden.
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Ein weiterer Weg als Zufahrt zu einem Wirtschaftsgebäude zerteilt das
BUGA-Gelände von der Flieth aus noch einmal.
Die westliche Hauptfläche hat dem ganzen Gelände den Namen "Alte Gärtnerei" gegeben. Auf ihr sind noch völlig verfallene Reste ursprünglicher Gewächshäuser zu sehen. Die zuerst dort
vorgesehene Hauptrestauration scheint nach dem WZ-Bericht jetzt eher in dem Empfangsgebäude auf dem Lokschuppengelände geplant zu sein.
Die Zufahrt zu diesem Hauptgelände der BUGA ist nur durch einen engen, kurvigen und unüberschaubaren einspurigen asphaltierten Weg von der Brücke Homannstraße aus gegeben.
Dieser Weg ist gleichzeitig der Weg für Fahrzeuge zum Sportgelände des Eisenbahnersportvereins. Dieser öffentliche Weg durchschneidet damit das umzäunte BUGA-Gelände mit dem Weg zwischen Hauptgelände
und Eingangszentrum im Lokschuppenareal.
Das Hauptgelände der BUGA am Tescher Stich umfasst also real für die BUGA nutzbar nur ca. 8 Hektar, zerteilt auf zwei unverbundene
Flächen.
Für die Organisation einer Gartenschau mit wechselnden Bepflanzungen benötigt man Lagerflächen, Werkräume, Aufenthaltsräume, Zufahrtswege und Abstellflächen für die PKWs der Mitarbeiter und für die
LKWs der Anlieferungen. WCs für die Besucher, Ruheplätze, Unterstellmöglichkeiten und Kioske müssen ebenfalls gebaut werden. Ist das alles hier sinnvoll auf 8 Hektar möglich??
Ob dieses kleine Gelände auch nach der BUGA wirklich ein neues "Naherholungsgebiet" für Vohwinkel ist, wird sich erst nach der BUGA entscheiden. Eher ein Hundeauslauf.
Früher war einmal geplant, dass die BUGA unter dem Thema Klimagerechtigkeit Beispiele für umweltgerechten Umgang mit der Natur zeigt. Davon ist seit langem keine Rede
mehr, weil dazu die BUGA das ganze Stadtgebiet mit vielen sehr unterschiedlichen klimamäßigen Herausforderungen hätte umfassen müssen. Das aber entspricht nicht dem Konzept BUGA mit eingezäunten und
eintrittspflichtigen Flächen. Außerdem ist ausgerechnet hier auf der ursprünglich für die BUGA vorgesehenen landwirtschaftlich genutzten Fläche das einzige Wuppertaler Tal zwischen Tesche und
Lüntenbeck ohne einen Bachlauf: Der kalkhaltige Boden sorgt von Natur aus für ein direktes Versickern der Regenfälle.
Die beiden Teile der Hauptfläche und der Eingang "Nord" werden für die Besucher durch einen Weg über den Bahndamm der Mettmanner Strecke verbunden. Soll dieser schmale Damm
mit einer Breite für ein Fahrzeug auch für die Mitarbeiter und Dienstfahrzeuge die einzige Verbindung der beiden Hauptteile sein? Kann es genügend Rettungswege auf schmalen Dämmen bei dieser
Veranstaltung mit (zig-)tausenden gleichzeitigen Besuchern geben?
Auf der anderen Seite der Nordbahntrasse auf der Wassack-Deponie liegt das Skatergelände, welches als Sportpark sehr vergrößert werden soll. Daran
soll sich dann eine Bühne mit Zuschauerplätzen anbinden, für welche ein ca. drei Hektar großer ziemlich wild gewachsener Wald gerodet werden müsste, den
seit Jahren ein weiterer Bogenschützenverein (jbc Jagdbogensportclub) als Vereinsgelände benutzt.
Um Sportpark und Bühnengelände an das BUGA - Gelände anschließen zu können, soll eine Brücke über die Nordbahntrasse und die Straße Homanndamm (Zugangsstraße für LKWs
zur Firma Magna Böco an der Flieth) gebaut werden, die wegen der Behindertengerechtigkeit mit max. 6 Prozent Steigung jeweils auf beiden Seiten Rampenlängen von ca. 150 m erfordert.
Von dem westlichen Hauptteil des Areal 1 aus kann man durch einen schmalen Weg von ca. 300 Meter das Gelände des ehemaligen Lokschuppens erreichen. Dieses Gelände gehört
dem Investor Clees seit langem und er hat sich bereit erklärt, das Gelände (bzw. Teile dieses Geländes) erst nach der BUGA für Wohnbebauung zu nutzen und diese Flächen für die BUGA zur Verfügung zu
stellen.
Ursprünglich sollte der denkmalgeschützte Bahnhof Vohwinkel als Eingangstor zur BUGA mit Kartenverkauf, Informationsständen, Stadtinformationen, Cafe und WC-Bereichen etc.
dienen. Die Bahn hatte dafür versprochen, den Bahnhof aufwändig zu sanieren. Zwischen Bahnhof und BUGA sollte eine Unterführung unter dem Gleisabzweig der Essener Strecke
gebaut werden, damit man vom Bahnhof direkt zum BUGA-Gelände gehen könnte. Mustergärten sollten diesen Weg an der ICE-Strecke bis zum Hauptgelände begleiten. Auf der Nordseite könnte der Investor
Clees schon einmal eine Reihe ökologischer Musterhäuser bauen, die für die BUGA-Besucher interessant zur Besichtigung wären.
Vor einiger Zeit wurde berichtet, dass die Bahn in der verbliebenen Zeit von damals sieben Jahren den Bau dieser Unterführung nicht stemmen könne, so dass der Zugang durch das
Lokschuppengelände nicht möglich sei. Die mit dem Zug anreisenden Besucher müssen nun von den Bahnsteigen aus sich südlich orientieren, um über den Park&Ride-Parkplatz entlang der
Bahnstrecke zum Eingang zur BUGA zu kommen. Dafür soll etwa in Höhe des alten Stellwerks eine behindertengerechte Brücke über alle neun Gleise gebaut werden.
Im Bereich des östlichen Lokschuppengeländes soll nun ein neues Eingangszentrum für die BUGA zusammen mit Informationen auch über Wuppertal und das Bergische, mit einer
Restauration und Pflanzenhalle entstehen. Die mit der Bahn anreisenden Besucher würden also den Bahnhof nicht mehr betreten müssen.
Als diese Pläne bekannt wurden, entstanden bald ziemlich viele kritische Fragen über diesen für die Besucher sehr unbequemen Zugang zur BUGA:
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Würde die Bahn alleine wegen der Busbesucher vom Bahnhofsvorplatz und der
Zugreisenden aus Essen wirklich das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude Vohwinkel sehr aufwändig sanieren?
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Kann man ein aufwändiges Brückenbauwerk über zehn Gleise mit
behindertengerechte Rampen beiderseitig denn schneller und einfacher bis 2031 bauen als ein Tunnel unter zwei Gleisen? Oder werden die BUGA-Besucher erst weiter östlich auf der Homannstraße die
Bahngleise überqueren können und dann erst nach fast einem Kilometer Fußweg das BUGA-Gelände erreichen?
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Hat es eine Rolle gespielt, dass wohl normalerweise die Bahn Brücken für die
Gleistrassen (Wege unter den Bahngleisen) selbst finanziert, Brücken über den Gleisen aber die Kommune oder das Land bezahlen muss?
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Gewinner dieser neuen Regelung ist sicher der Investor
Clees, denn er kann seine Häuser schon vor der BUGA auf einem oder sogar zwei Dritteln des Lokschuppengeländes ohne Rücksicht auf die BUGA bauen, denn die Häuser werden nicht mehr zum BUGA-Gelände
gehören, sondern außerhalb des BUGA-Zauns stehen. Sie müssen also auch nicht mehr im BUGA-Sinne ökologischen oder planerischen Zukunftsgedanken zugeordnet werden. Und sie können nach dem Bau direkt
bezogen werden, ohne auf besichtigende BUGA-Besucher Rücksicht nehmen zu müssen.
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Die momentanen Planungen mit dem zweiten Siegerentwurf sehen m.E. eine so
große Verdichtung der oft hohen Häuser vor, dass man eher an Alt-Berliner Hinterhöfe mit Zille - Milieu erinnert wird als an moderne Architektur. Hier fehlen die einen Abstand garantierenden Straßen
durch die Siedlung, weil alle PKWs das zentrale Parkhaus benutzen sollen.
Sehr geehrte Frau Rüth,
vielen Dank für Ihren Artikel, denn nun kann man die Schwächen dieses Konzeptes für das Areal 1 viel deutlicher herausarbeiten, als das bisher möglich war.
Das Erlebnis BUGA wird durch die vielen zerteilten Miniflächen sehr geschädigt: Hier ist keine Erholung wie in einem Park angesagt, durch den man schlendern, sich auch ausruhen und in einem der
vielen Restaurants speisen kann. Hektik im überforderten ÖPNV (auch Schwebebahn) beim Übergang von einem Areal zum anderen (und abends wieder zurück) ist angesagt. Wie diese MINI-Parks täglich bis zu
40 000 Besucher verkraften sollen, ist mir ein Rätsel.
Dass es keine eingangsnahen Parkplätze für Reisebusse gibt, auf denen die Businsassen abends ihren eigenen Bus leicht wiederfinden können, sei als Problem nur noch erwähnt.
Vielen Dank für Ihre Veranstaltungen zusammen mit Herrn Kupfer, auf denen auch kritisch über die BUGA diskutiert wurde. Das hat es seit den Werbeveranstaltungen des OB vor dem Bürgerentscheid nicht
mehr gegeben. Jede Diskussion ist unterblieben. Das dadurch entstandene Desaster unendlich vieler ungelöster Probleme erleben wir im Moment.
Nachbemerkung:
Es ist sehr schlecht für Wuppertal, wenn für die BUGA offizell mit Täuschungen oder falschen Argumenten geworben wird.
1.) Die Geschäftsführerin Brambora-Schulz schloss einen Vortrag am 13.05.2025 vor den Bürgervereinen mit einer Präsentationskarte "BUGA Mannheim 2023 - Kennzahlen". Diese Karte hat als letzte Zeile:
"Überschuss von rd.1.0 Mio. €"
Da muss sich natürlich jeder Zuhörer auf eine BUGA mit solchen Gewinnaussichten freuen und hat keinerlei Verständnis für Kritiker, die das anders sehen. Ehrlicherweise hätte da aber stehen müssen:
"Durch höhere Besuchereinnahmen hat sich der Eigenbeitrag der Stadt Mannheim von 65,5 Mio. € auf 64,5 Mio.€ verringert."
Insofern suggeriert diese Kennzahlentafel einen völlig falschen Gesamtüberschuss der BUGA in Mannheim. Sind solche massiven Täuschungen der Öffentlichkeit gerechtfertigt, nur um die
Wuppertaler doch noch für die BUGA zu begeistern?
Ob sie mündlich dazu etwas gesagt hat, weiß ich nicht. Aber so irreführend steht diese Tafel jetzt auch für die Öffentlichkeit im Internet. Zum Nachteil der Wuppertaler Bürger.
(file:///C:/Users/manfr/Downloads/20250513_Vortrag__Buergervereine_oA_SBS%20(10).pdf
2.) Wer auf
google nach der BUGA in Wuppertal sucht, wird auf die Stadtseite
www.wuppertal.de (Wirtschaft-Stadtentwicklung // BUGA / Chancen und Risiken) geleitet.
Dort stehen noch Angaben, die seit mindestens fünf Jahren offensichtlich überholt sind: Gesamtkosten BUGA 73 Mio. €, Kosten für Wuppertal 37 Mio.€. (heute: Gesamt 145 Mio. €, Eigenbeitrag
Wuppertals 73 Mio. €
Trotz Hinweisen an OB und Geschäftsführerin werden diese falschen Informationen nicht korrigiert (Schreiben E-Mail an beide vom 28.04.2025).
Hinweis: Um diese Kritik an dem Hauptareal 1 in ihrer Bedeutung besser einordnen zu können, ist der Vergleich mit der geplanten Landesgartenschau Neuss 2026 (siehe Kap. 0.0.25.)
sinnvoll.