Vohwinkler Träume und Alpträume
Die Verwaltung hat in einer sehr ausführlichen Vorlage für die Bezirksvertretung Vohwinkel und den
Verkehrsausschuss dargelegt, warum eine Sperrung der stark ausgelasteten Kaiserstraße in Vohwinkel verkehrstechnisch nicht möglich und auch als Verkehrsversuch nicht genehmigungsfähig sei. Es gibt
schlicht keine Umleitungsstrecken für diese Bundesstraße B228. Der Westring kommt wegen eigener Überlastung nicht in Frage und andere Möglichkeiten gibt es nicht.
Die Bezirksvertretung Vohwinkel hat diese Vorlage akzeptiert. Motto: Das haben wir gleich gesagt, aber
wir wollten den Bürgerantrag der Vision Vohwinkel auch nicht so direkt abschmettern. Damit ist für die Bezirkspolitiker diese Sperrung vom Tisch. Dass sich keine Partei dagegen geäußert hat, stärkte
vermutlich die Erleichterung vieler Vohwinkler, die sich schon das totale Verkehrschaos bei einer Sperrung der Kaiserstraße und der Vohwinkler Straße ausgemalt
hatten.
Damit kann eine Sperrung eine Woche vor der Europäischen Mobilitätswoche im September 2024 auch
kein Probelauf für die Sperrung während der BUGA 2031 oder sogar für eine grundsätzliche Sperrung der Kaiserstraße werden.
Eigentlich müsste damit das Thema "Sperrung der Kaiserstraße" damit endgültig erledigt
sein.
Aber auch der Oberbürgermeister Prof. Dr. Schneidewind war in der Sitzung anwesend. Er wies direkt darauf
hin, dass diese Verwaltungsvorlage ja Ausnahmen für Feste für möglich hält. So erstaunte den Zuhörer das Fazit des OB: "Jetzt müssen wir uns um ein solches großes Fest kümmern!". Warum
eigentlich? Für ein Fest für "Heimatshoppen" reicht doch wirklich der Lienhardplatz aus. Ein Probelauf für die BUGA kann und darf ein solches Fest juristisch nicht
sein.
So bleiben nach der BV-Sitzung Fragen über Fragen offen: Der OB ist doch der Vorgesetzte der Verwaltung,
auch der Verkehrsverwaltung. Konnte er sich gegen die Sperrungsbedenken seiner Fachverwaltung nicht durchsetzen? Kennt er die Probleme der überlasteten Hauptstraßen in Vohwinkel überhaupt? Und die
von der Verwaltung für unmöglich gehaltene Genehmigung zur Sperrung der Kaiserstraße B228 kann man doch nicht erreichen durch ein Fest "Heimatshoppen".
Verwaltung, Bezirksvertretung und Vohwinkler Bürger sind gegen die Sperrung. Aber der OB gibt nicht auf,
er kämpft.
Am Karnevalswochenende räumte ihm die WZ fast eine ganze Seite für seine Sperrungsträume ein. Und dabei
wird etwas Erstaunliches öffentlich: Treiber der Sperrung ist zusammen mit der Vision Vohwinkel ein Lobbyist von "Pro Bahn". Vision und Lobbyist haben nun in einem Gespräch mit dem OB die
Sperrungspläne konkretisiert. Man habe schon Veranstalter für große Feste im Blick, die in der Europäischen Mobilitätswoche 2025, also ein Jahr später, auf der Kaiserstraße ein großes Ereignis
organisieren könnten.
Und der Redakteur der WZ schreibt den Artikel und die Überschriften so, als wenn damit eine Sperrung 2025
sicher wäre.
Doch drei weitere wichtige Aspekte sind bei Sperrungsüberlegungen der Vision und des OB anscheinend
überhaupt nicht im Blick:
Bei der BUGA 2031 kämen neben dem normalen Verkehr zusätzlich täglich tausende Autos und hunderte Busse
nach Vohwinkel. Wie bei einer Sperrung die dann zentrale Vohwinkler Kreuzung Gräfrather Straße / Westring mit einem vervielfachten Verkehr funktionieren soll, ist mir ein unlösbares Rätsel. Die
Vohwinkler und die Gäste können dann das nötige Anfahren im langen Stau am steilen Berg üben.
Und die Zufahrt zu den großen Lebensmittelmärkten nahe Bruch muss über große Umwege durch die Vohwinkler
Wohnstraßen erfolgen. Busgäste fahren dann wegen der wegfallenden Haltestelle Bruch mit der Schwebebahn zur Endstation und steigen dort in die 631 auf die Südhöhen um. Und das alles wegen der Träume
einer glänzenden BUGA.
Da fragt sich der Beobachter, wer in Wuppertal wirklich das Sagen hat: Ein von der BUGA träumender OB
zusammen mit einem Lobbyisten von Pro Bahn und Vohwinkler Visionären oder eine sachlich ausführlich argumentierende Fachverwaltung und realistische Politiker in Bezirksvertretung und Stadtrat? Das
bedeutet aber auch: Eine zeitweise oder dauernde Sperrung der Kaiserstraße gegen die Vohwinkler Politiker und gegen die Analyse der städtischen Fachverwaltung durchsetzen zu wollen, dürfte einem
politischen Selbstmord gleichkommen. Rechnet der OB selbst schon nicht mehr damit, nach der Kommunalwahl 2025 noch im Amt zu sein und erlaubt sich deshalb die harte Konfrontation mit Verwaltung,
Politikern und Bürgern?
Man kann natürlich die ideologische Hoffnung pflegen, dass bei einem Verkehrschaos im Wuppertaler Westen
der eine oder andere Autofahrer auf die Bahn umsteigen muss. Allerdings steht der ÖPNV mit seinen Bussen auch hoffnungslos im Stau. Muss man einen solchen Alptraum wirklich
ausprobieren?
Manfred Alberti
manfredalberti@hotmail.com
www.manfredalberti.de
veröffentlicht in WTOTAL 15.02.2024