BUGA vor allem für ÖKO-Freaks?
Nach dem Motto "Wenn niemand etwas weiß, kann auch niemand kritisieren!" scheint der OB völliges Stillschweigen über die
BUGA als beste Taktik anzusehen, die BUGA-Vorbereitungen ohne kritische Einwürfe oder gar Leserbriefdebatten durchzuziehen. Wie oft ist dagegen versprochen worden, die Bürger in die Planungen mit
einzubeziehen? Aber haben die Bürger seit dem knappen Bürgerentscheid vor zweieinhalb Jahren auch nur eine einzige Einladung des OB zu einer öffentlichen Diskussion über die BUGA bekommen? Schweigen
im Walde!
Dabei gäbe es so viel Diskussionsstoff: Die fehlenden Parkplätze, die zur Verärgerung vieler Besucher führen würden, der Verkehr in Vohwinkel, der sich heute schon jeden Nachmittag auf der nur
einspurigen Haeseler Straße als einziger Ausfahrt zum Sonnborner Kreuz staut, die Reisebusse, die sich mit vier Metern Höhe auf der Bahnstraße unter den Brücken nicht begegnen können, usw. usw.
Im Sommer ist dazu noch ein interessantes Problem öffentlich geworden, denn die Stadtwerke WSW verweigern derzeit der Hängeseilbrücke über der Kabelstraße neben BAYER ihre Zustimmung. Denn diese
Fußgängerbrücke würde einzigartig in Deutschland direkt über und nicht unter einer 110 KV Freilandleitung führen und damit freie Hand bieten für Vandalismus und bewusstes Zerstören dieser
Hochspannungsleitung durch das Herabwerfen von leitenden Gegenständen, wie Drahtseilen, Flüssigkeiten etc.. Folge: Der Westen Wuppertals läge dann im Dunkeln.
Wer einmal vergleicht, wie aufwändig die Bundesbahn ihre sehr viel schwächeren Stromleitungen über den Gleisen gegen Würfe oder Stürze von darüber führenden Brücken schützt, der kann sich kaum
vorstellen, dass ein Schutz der 110 KV Leitungen überhaupt möglich ist. Ein befragter Professor der Elektrotechnik ist überzeugt, dass eine solche Brücke über einer Hochspannungsleitung in
Deutschland wegen der Gefährlichkeit nicht genehmigungsfähig ist.
Aber wenn der OB und die Stadt zur BUGA trotz der vielen wiederholten Diskussionsversprechen schweigen, muss man das ja nicht unbedingt so hinnehmen. Ich habe schriftlich bei der kommunalen
Aufsichtsbehörde im Regierungspräsidium Düsseldorf angefragt, ob es rechtlich korrekt sei, wenn die Stadt jetzt teure Grundstücke kauft (das darf die Stadt), obwohl meines Erachtens nach mindestens
fünf unlösbare Probleme dafür sprechen, dass die BUGA 2031 nicht kommen kann.
Die wichtigsten Probleme: Berechtigte Klagen gegen die Brücke von Anwohnern, von der Firma BAYER und von Umweltverbänden dürften nicht zu vermeiden sein. Für die juristische Behandlung dieser
Einsprüche ist keine Zeit vorgesehen. Für die PKWs der Besucher fehlen jegliche Parkplätze. Für den zusätzlichen Verkehr in Vohwinkel und Sonnborn ist der sehr begrenzte Straßenraum viel zu
beschränkt. Aber vor allem kann man nicht erwarten, dass Besucher von Wuppertal schwärmen würden und Wuppertal für Besuche weiterempfehlen, wenn sie vergeblich lange Zeit nach einem Parkplatz gesucht
oder sich mit dem Bus lange im Schritttempo über die Kaiserstraße gewälzt haben. Eine erzwungene Benutzung des ÖPNVs wegen der fehlenden Parkplätze kann keine Begeisterung für Wuppertal
fördern.
Eine ökologisch ausgerichtete BUGA, die die Besucher erfreut und zum Wiederkommen einlädt, ist in Vohwinkel und Sonnborn nicht machbar. Dazu dürfte die Verärgerung der Besucher über die
Zumutungen zu immens sein.
Auf die Bitten um Antwort auf meinen Brief hat die Stadt der Bezirksregierung zu diesen Verärgerungen nichts geschrieben. Die Antwort der Stadt war aber erstaunlich eindeutig: "Im Fokus der BUGA
steht der angestoßene Entwicklungs- und Transformationsprozess für die Stadt Wuppertal u.a. mit den Themen: Blaue und Grüne Infrastrukturen, Familienfreundlichkeit, Nachhaltigkeit,
Zirkularität..."
Das ist eine klare Aussage: Anders als bisher immer wieder betont, steht nicht mehr die Imagepflege Wuppertals bei den Besuchern im Zentrum der BUGA-Ziele, sondern die ökologische Selbstdarstellung
der Stadt als Muster für ökologische Stadt - Entwicklungen.
Das wäre ein hervorragendes Thema für einen jährlichen ÖKO - Kongress für Experten und interessierte Laien, aber das wäre völlig verfehlt als Anreiz für Tagesausflügler, die mit einer BUGA einen
unaufgeregten Besuch in einer blumenreichen Parklandschaft verbinden. Anregungen zum Nachdenken sind natürlich immer Teil einer BUGA, aber im Vordergrund für Besucher muss das ungestörte
Ausflugserlebnis stehen.
Nebenbei: Wie will man in dem einzigen bachfreien Tal in Wuppertal, wo jedes Regenwasser im Kalkboden direkt versinkt, blaue Transformation durch z.B. Schwammstadt, Teiche, Regenrückhaltebecken
glaubhaft zeigen? Das Hauptareal I der BUGA unterhalb der Tesche hat gerade diese bachfreie Stelle erwischt.
Aber neu und interessant ist, dass der OB jetzt erstmals für die Öffentlichkeit ganz klar kommuniziert hat, dass die Ökologie im Mittelpunkt seiner BUGA-Pläne steht und nicht die Zufriedenheit der
Besucher. Haben diese Öko-Konzentrierung die sowieso sehr wenigen Wuppertaler gewollt, die bei der Bürgerbefragung ihre Stimme für die BUGA abgegeben haben?
Wenn ein OB sich zurückzieht und über zwei Jahre lang über ein 100 Mio. € Projekt nicht mit den Bürgern diskutiert, darf er dann solche einseitigen Vorstellungen einer ÖKO-Infoveranstaltung als
BUGA einfach pflegen und so weitermachen, als wenn er im Auftrag und Sinn seiner Bürger handeln würde? Demokratische Verantwortung eines verantwortlichen Oberbürgermeisters für die Bürger seiner
Stadt sieht meines Erachtens nach ganz anders aus.
Und noch etwas Neues ist gerade veröffentlicht worden: Ganz überraschend soll es im Oktober 2024 eine neue Machbarkeitsstudie III geben. Ich bin gespannt, wie viele der zig Probleme und
Gegenargumente gegen eine BUGA in Wuppertal in dieser neuen Studie behandelt und widerlegt werden.
Schweigen und Ignorieren von Gegenargumenten kann man sich eine Zeit lang leisten, aber irgendwann entfalten sie ihre ganze Kraft. Und dann wird es Wuppertal genauso ergehen wie den Rostockern, die
2022 ihre für 2025 vorgesehene BUGA absagen mussten. Fehlende Fachleute waren ein Problem, an dem auch Wuppertal scheitern könnte. So hat auch Wuppertal anscheinend schon die geplante Brücke über der
Bahnstrecke in Vohwinkel zwischen Areal I und der Schwebebahnstation Bruch aus seinem Programm streichen müssen.
Viele Millionen € Vorbereitungskosten wurden in Rostock vergeblich ausgegeben. Wuppertal könnte viel früher und preiswerter die Reißleine ziehen.
Manfred Alberti
www.manfredalberti.de
manfredalberti@hotmail.com