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Etat: Soll die BUGA Priorität haben?

 

Rostock war mutig: 2022 hat die Bürgerschaft die drei Jahre später 2025 geplante Bundesgartenschau abgesagt. Rostock hatte tolle Pläne für eine Neugestaltung eines Geländes am Hafen, aber die Realisierung kam nicht voran: Unter anderem konnten nicht genügend sachkundige Mitarbeiter für Planung und Umsetzung gefunden werden. So hatte Rostock Millionen Euro vergeblich investiert. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Mutig, aber auch sehr realistisch.
 
Mindestens CDU, FDP, Linke und Freie Wähler fordern solchen Realismus auch im Wuppertaler Stadtrat bei der Beratung des Etats für die kommenden zwei Jahre. Die Ausgaben müssten realistisch nach Wichtigkeit priorisiert werden: Schule, Jugendarbeit, soziale Probleme, Straßen- und Wegebau, bezahlbare Sozialwohnungen, Sportanlagen und Hallenbäder aber auch das weltweit einzigartige Pina-Bausch-Zentrum seien weit wichtiger als eine Bundesgartenschau 2031. 
 
Nach vielen Jahren Beratung und Vorbereitung zur BUGA 2031 sind nun grundsätzliche Überlegungen möglich und notwendig, ob die ursprünglichen Ziele wirklich erreicht werden können.
 
  • Allen Stadtbezirken in Wuppertal hatte der Oberbürgermeister kurz vor dem Bürgerentscheid in Aussicht gestellt, dass mit der BUGA Projekte in ihren Bezirken verwirklicht werden könnten: Aber dafür müssten die Bürger auch beim Bürgerentscheid für die BUGA stimmen. So gab es eine sehr knappe Mehrheit für die BUGA. 
    Doch was ist die Wirklichkeit? Projekt werden aus dem BUGA-Etat nur innerhalb der eintrittspflichtigen Bereiche in Sonnborn und Vohwinkel finanziert. Nicht einmal der Fahrradrundweg um Wuppertal zählt dazu. Den müsste die Stadt - wie alle BUGA plus - Projekte - zusätzlich mit eigenen Mitteln, mit selbst eingeworbenen Fördermitteln und mit eigenem Personal realisieren. Aber hat Wuppertal dazu noch das Geld und die Personalkraft, wenn für die BUGA mehr als 70 Mio. € Eigenmittel bereitgestellt werden müssen? Hier hat die Realität die Träume von stadtweiten Projekten zerstört.
     
  • Die BUGA findet in Sonnborn und Vohwinkel statt. Sind diese Stadtteile die glücklichen Gewinner, die von der BUGA profitieren? Viele Bürger im Westen sehen das nicht so. Eine BUGA prinzipiell ohne Parkplätze überfordert das Verkehrssystem in Vohwinkel. Der Parksuchverkehr, die zusätzlichen Reise- und Shuttlebusse und tausende Autos mit Besuchern stürzen Vohwinkel und Sonnborn in ein Verkehrschaos auf den heute schon ausgelasteten Durchfahrtsstraßen und Kreuzungen. Hinzu kommt der gerade zur BUGA-Zeit geplante mehrjährige Neubau des Sonnborner Kreuzes.
     
  • Aber könnten nicht die geplanten Neubauten für die BUGA ein Glücksfall für Vohwinkel sein? Kaum: Restaurant und Blumenhallen auf dem BUGA-Gelände im Tescher Loch werden anschließend wieder entfernt, die neue Brücke über die Bahnstrecke ist nach der BUGA genauso überflüssig wie die Brücke über die Nordbahntrasse, die die eintrittspflichtigen Bereiche zusammenbinden soll. Beides dürfte wieder abgerissen werden. Ob die Hängeseilbrücke unmittelbar neben dem Gefahrenpunkt Chemiefabrik BAYER überhaupt gebaut werden kann, ist äußerst fragwürdig. Einzig die Seilbahn innerhalb des Zoos dürfte ein wirklich nützlicher Fortschritt sein. Doch diese Seilbahn ist nicht im BUGA-Etat enthalten. Sie soll auf andere Weise finanziert werden.
     
  • Und ob es dem Zoo als Highlight für Eltern mit kleinen Kindern guttut, wenn während der BUGA täglich 10 000 bis 30 000 Besucher zu den normalen 3000 bis 5000 Besuchern hinzukommen, dürfte sehr fraglich sein. Und trotz neuem Parkhaus würde die Parkplatznot im Zooviertel und in angrenzenden Gebieten viele Besucher abschrecken. Ein Alptraum nicht nur für die Anwohner.
     
  • Doch der wichtigste Punkt, der gegen die BUGA spricht, ist der folgende: Die BUGA soll bundesweit einen tollen Blick auf Wuppertal präsentieren und zum Besuch auch nach der BUGA einladen. Doch wie sieht 2031 die Wirklichkeit aus: BUGA Stammgäste werden enttäuscht sein über den kleinen zerklüfteten    BUGA-Park im Tescher Loch und neben der ICE-Strecke. Besucher mit langer vergeblicher Parkplatzsuche werden ihren wachsenden Ärger schon vor dem Eintritt auf das Gelände in die Welt hinaus twittern. Das überlastete Verkehrssystem zwischen den Arealen sorgt für lange Wartezeiten und wegen fehlender Restaurants in Vohwinkel werden die Besucher Wuppertal schnell wieder verlassen. Dass Elberfeld wegen der Innenstadtsituation eines Einkaufsbummels nicht würdig ist, wird sich durch die Presse schnell herumgesprochen haben. 
     
Die Priorisierungsdebatte im Stadtrat bei den Etatberatungen zwingt die Stadtverordneten zu einem ungeschönten Blick: Ist eine BUGA wirklich ein wichtiges Highlight für Wuppertal? So interessant eine BUGA im teuren eintrittspflichtigen Bereich ist, so wenig ist Wuppertal für die Ausrichtung geeignet: Es fehlt die Infrastruktur einer Messestadt. Hier hat Wuppertal grundlegende Defizite, die eine gute BUGA mit einer einladenden Perspektive für spätere Wuppertal-Besuche unmöglich machen. 
 
Deshalb ist die Initiative der Parteien CDU, FDP, Linke und Freie Wähler richtig: Besser jetzt wie in Rostock ein Ende mit Schrecken als eine finanziell immer teurere Hinauszögerung der Entscheidung. Diese BUGA ist nicht gut für Wuppertal. 
 
 
Manfred Alberti
manfredalberti@hotmail.com
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WTOTAL 05. März 2024

 

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