Irrtum 1: Die Wuppertaler Hängeseilbrücke sei eine echte Hängeseilbrücke im tibetischen Stil wie die Brücken in Willingen, im Harz und im Hunsrück.
Das ist sie nicht, sondern sie ist mit ihren zwei (vier) Pylonen eine verkleinerte Version der normalen Rheinbrücken, die es seit Jahrzehnten in dieser Bauweise gibt. Bei einer echten Hängeseilbrücke
sind die Seile seitlich im Berg verankert und halten das Gewicht. Bei der in Wuppertal geplanten Brücke, die auch auf der Machbarkeitsstudie abgebildet ist, halten die Pylone das
Gewicht.
Irrtum 2: Die Brücke bekäme eine hohe Attraktivität der Brücke, obwohl sie nur die kleinere Version einer normalen Rheinbrücke ist
Durch die Planung der talüberspannenden Brücke nicht als Hängeseilbrücke sondern als normale Brücke mit Pylonen verliert die Brücke ihre Besonderheit und Alleinstellung im regionalen Bereich. Der
Ausblick auf das städtische Tal, der auch von vielen anderen Punkten genossen werden kann, könnte durch zwei beiderseitige Aussichtsplattformen (wie Nordpark) ebenso erreicht werden. Ein Brückenbau
ist dazu nicht notwendig.
Irrtum 3: Eine öffentliche Brücke könne private Nutzung mit Mautgebühren erlauben
Das Rechtsgutachten der Kanzlei Redeker weist deutlich darauf hin, dass es in NRW keine gesetzliche Grundlage für private Straßen gibt. Mautstraßen wie in Bayern sind in NRW nicht möglich. Straßen
müssen der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stehen. Damit wird auch die Brücke juristisch unmöglich, die über der DB-Strecke, über der Schwebebahn, über der B7 und über örtliche Straßen gebaut
werden soll. Dazu braucht eine Straße aber öffentliche Privilegien, die eine private Straßenfläche nicht bekommen kann.
Irrtum 4: Die Hoffnung darauf, dass langdauernde Gerichtsverfahren ausgeschlossen werden können
Angesichts der Belastungen mancher Bürger durch eine Überbrückung ihres Wohnraums, angesichts der Einschränkungen für die Firma Bayer und angesichts der Naturraumbelastungen auf der Königshöhe und
der Kaiserhöhe werden Anwohner, Firmen und Naturschutzverbände mit ziemlicher Sicherheit gegen städtische Entscheidungen zum Beispiel im Bauleitplanverfahren prozessieren.
Diese Verfahren mit einer wahrscheinlichen Verfahrensdauer von vier Jahren nicht in den Planungsprozess mit einzukalkulieren, dürfte sich als fataler Irrtum erweisen, wenn dadurch Projekte für die
BUGA nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können oder ganz wegfallen.
Irrtum 5: Ein schöner Ausflug ohne Ärgernisse: Parkplatzsituation, Parksuchverkehr und Orientierung in fremder Stadt als Ärgernis
Die BUGA sollte eigentlich ein schöner Ausflug nach Wuppertal für die Besucher sein, von dem sie gerne erzählen, gerne einladen und vor allem selbst gerne wiederkommen. Wenn sie sich lange durch
Staus quälen müssen, lange und vielleicht vergeblich nach einem Parkplatz suchen und bei einem weit entfernten Parkplatz lange Wege zu den Eingängen haben, dann wird die Freude über Wuppertal schon
vor dem eigentlichen Besuch der BUGA sehr getrübt: Die Besucher werden Wuppertals Verkehrsinfrastruktur in sehr negativer Erinnerung behalten und um Wuppertal zukünftig einen Bogen machen.
Verärgerung ist keine Einladung.
Irrtum 6: Ein schöner Tagesausflug ohne Probleme: Busaus- und Buseinstiege
Besucher mit Reisebussen sind von den Ärgernissen Wuppertaler Verkehrsverhältnisse nicht befreit. Bei Staus können sie sich gelangweilt und ärgerlich über die Verzögerung die Kaiserstraße oder das
Sonnborner Ufer anschauen, bevor sie die Ausstiegshaltestelle erreichen. Das Problem ist das Wiederfinden des Busses zum Einstieg am Abend, da Wuppertal ja keine Parkplätze hat, auf denen die Bussen
vom Ausstieg bis zum Wiedereinstiega stehen bleiben.
Irrtum 7: Erhoffter Brückenbau in Vohwinkel über DB-Strecke
Wenn der Tunnelbau aus zeitlichen Gründen unrealistisch ist, dürfte auch in den kommenden sechs Jahren ein Brückenbau als Ausweichstrecke für den Besucherverkehr nicht realistisch sein. Die regionale
DB schiebt einen Berg von mehreren hundert dringenden Brückenbauplänen vor sich her. Wenn Wuppertal darauf drängt, dass die Fußgängerbrücke über sechs Gleise Vorrang haben soll vor manchen
vielbefahrenen PKW-Strecken, dann werden sich betroffene Städte sehr verärgert zeigen über den Wuppertaler Egoismus, der eine BUGA-Fußgängerbrücke als wichtiger ansieht als ihre vielbefahrene
Strecke.
Irrtum 8: Erfolgreiche BUGA würde ohne Zufriedenheit der Besucher klappen
Die BUGA ist nicht dann erfolgreich, wenn bis zum Eröffnungsdatum alle Gebäude errichtet sind und die ersten Blumen blühen, sondern sie ist erst dann erfolgreich, wenn nahezu alle Besucher begeistert
sind von ihrem BUGA-Besuch und Wuppertal und die BUGA weiterempfehlen. Angesichts der vielen Einschränkungen, Nachteile, Parkprobleme, Orientierungsprobleme, Kleinheit des Areal 1, Überlastung des
Zoos etc. dürfte diese Zufriedenheit bei sehr vielen Besuchern nicht zustande kommen. Konsequenz: Viele schlechte Urteile und das Wuppertaler Image wird geschädigt. Die BUGA bringt das Gegenteil des
eigentlichen Zieles.
Irrtum 9: Eine BUGA-Vorbereitung könnte ohne Auseinandersetzung mit Kritik klappen
"Wenn ein Projekt gelingen soll, dann müssen ganz am Anfang alle kritischen Aspekte offen auf den Tisch!" Eine solche Forderung sollte nach Meinung des OBs für die BUGA nicht gelten. Er ist
überzeugt, ohne jede Auseinandersetzung mit kritischen Anfragen die BUGA-Pläne alleine durchsetzen zu können. Große Hoffnungen, tolle Pläne, phantastische Größenphantasien halfen bei der Durchsetzung
der BUGA-Pläne in kommunalen Gremien und ganz knapp auch in der Öffentlichkeit. Dass jede Kritik auch als Verbesserungshinweis verstanden werden kann, war nicht im Blickfeld. Ignorierte Kritik
verschwindet nicht. Sie kommt nur irgendwann geballt an die Oberfläche und zerstört alle Planungen.
Irrtum 10: Luftschlösser, Träume, Phantasieen, würden die Bürger so sehr begeistern, dass sie alles mitmachen und unterstützen
Heilbronn und Mannheim haben sehr erfolgreiche BUGAs organisiert, die viele Besucher und viele Investitionen in die Städte brachten. Beide Städte haben große Brachflächen (alter Hafen,
Militärgelände) durch die BUGA rekultivieren lassen, so dass sie anschließend dort viele Investitionsvorhaben umsetzen konnten und können. Wuppertal hat allerdings außer dem direkten Areal 1 mit dem
kleinen Bundesgartenschaupark, der erhalten bleiben soll, keine kultivierbaren Flächen zur Verfügung, so dass es auch keine Investitionen geben kann. Das Ergebnis anderer BUGAs, dass für jeden
öffentlich investierten Euro sechs Euro privater Investitionen gewonnen werden können, ist eine völlig falsche Illusion. Da BUGA-Gelder nur im umzäunten Gelände investiert werden können, sind die
Wuppertaler Träume Seifenblasen, die bald zerplatzen. Nicht umsonst drängt der Vorsitzende des Fördervereins seit Jahren flehentlich öffentlich um Unterstützung der BUGA durch die Bürger:
offensichtlich ohne großen Erfolg.
Irrtum 11: Der knappe Ausgang des Bürgerentscheides wäre die Berechtigung der Stadtgesellschaft zur BUGA: juristisch ja, politisch nein.
"Gewonnen ist gewonnen", diese juristische Richtigkeit hat der OB lautstark vor sich her getragen und als Grundlage seines Planens der BUGA festgelegt. Dass der Vorsprung der BUGA-Befürworter
nicht einmal einem Prozent der Bürger entspricht, sollte keine Rolle spielen. Auch dass 65 Prozent der teilnahmeberechtigten Wuppertaler die BUGA völlig kaltgelassen hat, sollte keinerlei nRolle
spielen. Das war juristisch korrekt, politisch aber eine Katastrophe: Mit dem Votum von 18,3 Prozent der wahlberechtigten Wuppertaler wird die BUGa durchgezogen. Die anderen 81,7 Prozent und damit
die übergroße Mehrheit werden überstimmt. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Irrtum 12: Man könne die Ängste und Befürchtungen der Bürger Vohwinkels und Sonnborns bewältigen, indem man sie ignoriert und Ihnen weder Info- noch Diskussionsveranstaltungen
anbietet.
Große Worte und tolle Versprechen großer Fortschritte sind einfach zu wenig. Nichts Konkretes haben die Bürger Vohwinkels und Sonnborns gehört, was ihnen die BUGA bringen würde. Viel Ehre, viel
Bekanntheit, viel Repräsentation, aber nichts Konkretes. Und das, was sicher kommt, wird still verschwiegen: Die Mengen an Autos und Bussen, ÖPNV und Shuttlebusse. Ein Verkehr, von dem viele
Vohwinkler schnell wissen, dass ihr Stadtteil das nicht verkraften kann. Und Sonnborn erst recht. Aber das ist kein Thema für die Politiker. Eine Bitte an die Bezirksvertretung doch bald zu einer
Bürgerversammlung einzuladen, wird einfach abgelehnt vom Vorsitzenden der BV: Seine Antwort an den bittenden Bürger: "Laden Sie doch dazu ein!"
Bei den vielen Besuchern einer solchen Massenveranstaltung sind die 1350 nach langem Zögern nun doch noch geplanten Parkplätze an vielen Tagen sicher nicht ausreichend. Und dann wird Vohwinkel
geflutet von Autos und sämtliche Parkplätze werden vormittags besetzt, so dass die Vohwinkler selbst nach Elberfeld, Barmen oder Haan ausweichen müssen. Damit ist die BUGA ein schlimmes Ereignis für
den Stadtteil: Das kann auf Dauer nicht gutgehen.